Emma* (32) kannte aus ihrem Freundeskreis viele abgedroschene und klischeebehaftete Storys über heimliche Affären. Die meisten von ihnen endeten trotz des Nervenkitzels oft in einem Mix aus unerfüllten Wünschen und verletzten Emotionen. Aufgrund dieser Erfahrungsberichte von anderen hatte Emma sich fest vorgenommen, niemals eine flüchtige Sex-Affäre einzugehen. Doch, unverhofft kommt oft und ehe sie sich versah, war sie selbst die Geliebte von Ben* (38), einem verheirateten Mann.
Wie ihr das passieren konnte und wie sie die Situation erlebt hat, erzählt sie selbst.
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Die erste Erfahrung mit einer Affäre – direkt am Arbeitsplatz
Es war Montag, und als der Wecker klingelte, brummte mir der Schädel. Ich hatte noch immer einen Kater vom Wochenende und musste los zur Arbeit. Ich kroch aus dem Bett, schminkte mir mein Gesicht, kippte einen Espresso runter und lief aus dem Haus. Es war mein erster Tag in der neuen Kanzlei und ich kam zu spät.
Fast angekommen, rannte ich am Eingang diesem Kerl in die Arme und verkippte dabei seinen Kaffee. Ohne stehen zu bleiben, huschte ich mit einem flüchtigen „Sorry!“ weiter, während er mir irgendwas hinterher murmelte. Den Rest des Tages versuchte ich unauffällig zu bleiben, was als „die neue Mitarbeiterin“ nicht so einfach war. Jeder kam, um sich mir vorzustellen und natürlich auch der Fremde, den ich 5 Minuten zuvor umgerannt hatte.
Ein Kompliment kann der erste Schritt in eine Affäre sein
Ich versank vor Scham kurz im Boden, doch er entpuppte sich als sehr charmant, reichte mir seine Hand und sagte mit einem verschmitzten Lächeln: „Wir hatten vorhin nicht die Gelegenheit, uns einander vorzustellen. Mein Name ist Ben.“ Ich erwiderte nur leise: „Hi, ich heiße Emma. Sorry wegen vorhin, ich bin heute mit dem falschen Fuß aufgestanden.“ Worauf er nur antwortete: „Montage halt, mach dir nichts draus. Im Übrigen mag ich meinen Kaffee schwarz mit 2 Würfel Zucker!“ Nach diesem Satz drehte er sich um, ging den Gang entlang und stieg in den Aufzug. Bevor sich die Türen schlossen, zwinkerte er mir zu und richtete seine Krawatte.
Was ein Schnösel, dachte ich. Aber irgendwie versprühte er einen unwiderstehlichen Glanz mit seinem perfekt gebügelten Hemd und diesem nach Leder duftenden Parfum.
Am nächsten Morgen brachte ich ihm aus Höflichkeit einen Kaffee mit in die Kanzlei. Wir verstanden uns auf Anhieb als Kollegen und tauschten oft unsere Erfahrungen bezüglich der Arbeit aus. Dass aus dem harmlosen Kontakt eine Affäre entstehen könnte, hätte ich zu dem Zeitpunkt niemals geahnt. Zumal er ein verheirateter Mann war.
Emotionen haben in einer Affäre nichts verloren und sind ein Sexkiller
Unsere Begegnungen am Kopierer oder in der Gemeinschaftsküche häuften sich und die anfänglichen Smalltalks verwandelten sich in Komplimente und Flirts. Die Luft knisterte, sobald wir beide in einem Raum waren. So passierte es dann, dass er sich zu mir umdrehte und mich küsste, als wir wieder einmal zu zweit im Aufzug standen.
Von da an war es um uns beide geschehen. Aus Fummeleien und unbeobachteten Knutschereien kam es schließlich zum ersten Mal in seinem Büro – natürlich bei abgeschlossener Tür. Zunehmend kam es auch zu heimlichen Treffen in Hotels. Die Affäre ermöglichte uns, sexuelle Erfahrungen zu machen, die wir beide sonst im Leben vermissten.
Anfangs war alles noch sehr wild, spontan und unkoordiniert. Wir hatten kein Schema F, um uns zu verabreden. Doch nachdem Ben während des Sex ans Handy ging, um seiner Frau zu sagen, dass es auf der Arbeit länger dauert, entschieden wir uns, vorsichtiger zu werden.
Damit unsere heimliche Affäre nicht auffliegt, führten wir feste Regeln ein, wie zum Beispiel: Keine Nachrichten an Wochenenden – diese gehörten seiner Frau –, kein Austausch von Intimitäten in der Öffentlichkeit und oberste Priorität: keine Emotionen. Denn Gefühle sind erfahrungsgemäß am Ende oft dafür verantwortlich, dass eine Affäre nicht funktioniert.
Eine Affäre kann sich in eine unerfüllte Lovestory verwandeln, wenn sie nicht rechtzeitig beendet wird
Anfangs kam ich damit klar, die Geliebte eines verheirateten Mannes zu sein. Doch zunehmend verwickelten wir uns, nachdem wir fertig waren, in private Gespräche. Es schlich sich eine Art emotionale Bindung in unsere Affäre ein, die über die rein körperliche Erfahrung hinausging. Eine Weile ließ ich mich von der Illusion einer Parallelwelt, in der wir lebten, täuschen und redete mir ein, dass es nur um das Eine ginge.
Doch mein schlechtes Gewissen wog immer schwerer. Vor allem, wenn er seinen Ehering vor dem Sex auszog oder mir sagte, ich solle leiser sein, wenn sein Handy klingelte. Mir wurde klar, dass ich für ihn immer eine flüchtige Affäre bleiben werde und ich wollte keine Mitschuld daran tragen, dass ein verheirateter Mann seine Familie aufs Spiel setzt. Wie sagt man: What goes around comes around. Somit suchte ich beim nächsten Treffen das Gespräch.
Ich erzählte Ben von meinen Bedenken und erklärte ihm, dass ich das so nicht weitermachen kann. Er nickte nur, nahm sein Handy raus und löschte wortlos vor meinen Augen meine Nummer. So eiskalt das auch klingt, er machte kein Geheimnis daraus, dass sein Familienleben Priorität hat.
Mein Ego war ein wenig angekratzt – wie konnte er mich so schnell abschreiben? Doch er lächelte und irgendwie schaffte er es, mich auf seine Seite zu ziehen, als er sagte: „Du weißt, dass es so am Besten ist. Wir wollten beide eine Zeit lang das Gleiche und jetzt ist es besser, den Vorhang fallen zu lassen, bevor Gefühle verletzt werden. Danke für die besondere Zeit!“
Wir gingen uns fortan so gut es ging aus dem Weg. Da wir zusammen arbeiteten, war das nicht immer einfach, hat aber soweit funktioniert. Drei Monate später wechselte Ben das Unternehmen. Ob es mit mir zu tun hatte? Da wir keinen Kontakt mehr hatten, weiß ich das nicht. Jedenfalls war es mir ganz recht, so konnte ich endgültig mit ihm abschließen.
* Namen von der Redaktion geändert