Spätestens seit „50 Shades of Grey“ ist BDSM-Sex im Mainstream angekommen. Doch was hat es mit der Lustschmerz-Praktik rund um Macht und Unterwerfung eigentlich genau auf sich? Wir erklären in unserem Ratgeber die Bedeutung von BDSM und präsentieren die wichtigsten Tipps und Regeln für Anfänger.
Was bedeutet BDSM?
BDSM ist eine Abkürzung, welche die drei Hauptbereiche des Sadomasochismus zusammenfasst: „Bondage & Discipline“, „Dominance & Submission“ und „Sadism & Masochism“. Diese Spielarten zeichnen sich durch bestimmte Rollenverteilungen und Praktiken aus:
Bondage: Beim Bondage geht es in erster Linie um Fesselspiele, bspw. mit Handschellen, Seilen oder Ledermanschetten. Häufig wird an spezielle BDSM-Möbel wie Pranger oder Andreaskreuz gefesselt. Die durchs Bondage erreichte Immobilität bereitet dem Gefesselten und dem Fesselnden gleichermaßen sexuelle Lust.
Discipline: Hier steht die Züchtigung bzw. Disziplinierung im Vordergrund. Dabei wird ein Erziehungs-System aus (Körper-)Strafen und Belohnungen eingesetzt. Der unterwürfige Part hat sich den Regeln und Wünschen des dominanten Partners anzupassen. Dieser setzt seine Strafen bspw. mit Spielzeugen wie Rohrstock oder Peitsche durch, belohnt sein Gegenüber aber auch durch Sex oder andere „Nettigkeiten“.
Dominance & Submission: Bei Dominanz und Unterwerfung geht es vor allem um Sadomasochismus auf psychischer Ebene. Es werden ungleiche Machtverhältnisse zwischen den Partnern geschaffen, die als Basis für die BDSM Session dienen. Bekannte Dominance und Submission Rollenspiele sind u. a. das Ageplay, bei dem das Machtgefälle durch den gespielten Altersunterschied entsteht, und das Petplay, wobei der unterschiedliche Status zwischen Tierhalter und Tier betont wird.
Sadismus & Masochismus: Die beiden Begriffe werden häufig mit SM abgekürzt und ihre Bedeutung ist schnell erklärt – es geht um Schmerzen! Denn auch beim Empfinden von Schmerz kann es zur Endorphin-Ausschüttung kommen und manche Menschen bekommen sogar durch den bloßen Schmerz einen Orgasmus. Von Hodenfolter über Trampling bis zu feurig-heißen Spielen mit Kerzenwachs gibt es unterschiedlichste SM-Praktiken, die für Lustschmerz sorgen.
Für wen sind BDSM-Spiele geeignet?
Die Antwort lautet: Generell für jeden! Die BDSM-Community ist extrem aufgeschlossen, bunt und vielschichtig, sodass jeder, der an den Praktiken Gefallen findet und sich an die Spielregeln hält, herzlich aufgenommen wird.
Übrigens sind auch zahlreiche bekannte Stars und Promis leidenschaftliche BDSM-Anhänger. So lässt sich bspw. Popstar Rihanna gerne im Bett dominieren und über Angelina Jolie wird häufig berichtet, dass sie auf bizarre Sadomaso-Spiele steht – sogar mit Blut!
Eine Umfrage in Deutschland aus dem Jahr 2017 hat ergeben, dass 19 % bereits BDSM ausprobiert, damit jedoch schlechte Erfahrungen gesammelt haben. 27 % hat es dagegen gut gefallen und sie sind der Meinung, dass die „dunkle Erotik“ frischen Schwung ins Sexleben bringt.
Ganze 54 % hatten bislang kein BDSM ausprobiert, können es sich aber vorstellen.
Anleitung: So gelingt BDSM-Anfängern der Einstieg in die Sadomaso-Szene
Wer zu diesen 54 % gehört und gerne seine erste Lustschmerz-Erfahrung sammeln möchte, weiß oft nicht, wie er vorgehen soll. Die Erotik-Community JOYClub hat 2.000 erfahrene BDSMler befragt, wie der Einstieg in die Welt von Bondage und Co. gelingen kann.
Demnach gab jeder Zweite an, dass er durch die eigenen Fantasien den Weg zum BDSM gefunden hat. Wer also schon immer mal davon geträumt hat, gefesselt zu werden, oder öfter überlegt, wie sich wohl Klapse auf den Po anfühlen, der wird wohl früher oder später – angetrieben durch diese Fantasien – „von allein“ in die Szene finden.
48,2 % der Frauen werden von ihrem Partner dazu angefixt und 42,9 % der Männer setzen schlichtweg auf „Ausprobieren“. Jeder Vierte kam durch das Herumstöbern und den Austausch in Online-Communities wie JOYClub mit dem BDSM-Bereich in Kontakt.
Das Alter spielt übrigens keine Rolle – ihre erste BDSM Erfahrung sammelten die Befragten über alle Altersgrenzen hinweg.
Um sich nach ersten (positiven) Erfahrungen weiterzuentwickeln, wird unter den Umfrage-Teilnehmern Austausch großgeschrieben. Sei es mit den eigenen Spielgefährten oder im Internet. Jeder Dritte BDSMler informiert sich auch fortlaufend mit Büchern oder Podcasts über die vielschichtigen Spielarten.
Das sind die verschiedenen BDSM-Rollen und ihre Aufgaben
Beim BDSM gibt es unterschiedliche Rollenverteilungen. Manche SM-Fans haben eine klare Lieblings-Rolle, in die sie während der Session schlüpfen, andere wechseln gerne. Diese Rollen gibt es:
Top: Der dominante und aktive Partner. Er foltert, fügt Schmerzen zu und dominiert.
Bottom: Der unterwürfige und passive Partner. Er liefert sich gerne aus und verhält sich devot.
Dom bzw. Femdom: Dom ist eine vorrangig bei Dominance & Submission verbreitete Bezeichnung für den männlichen dominanten Part. Das weibliche Pendant ist die Femdom, auch als Herrin bezeichnet.
Sub / Sklave: Ebenfalls eine bei Dominance & Submission aber auch bei Disziplinierungs-Spielen verbreitete Bezeichnung für devote Frauen und Männer.
Domina: So werden Frauen bezeichnet, die gegen Bezahlung für ihre Kunden in die Rolle der Femdom schlüpfen.
Switcher: Diese Personen wechseln gerne zwischen der devoten und der dominanten Rolle. Einige wechseln von Session zu Session, andere werden sogar innerhalb einer Session vom Top zum Sklaven oder umgekehrt.
Die wichtigsten BDSM-Regeln und Begriffe
Besonders Anfänger sollten sich vor ihrer ersten BDSM-Session mit ein paar Besonderheiten der „dunklen Erotik“ vertraut machen. Wir stellen die wichtigsten BDSM Symbole, Begriffe, Regeln und Abkürzungen vor.
Kink: Damit sind die persönlichen Fetische und Lieblings-BDSM-Techniken gemeint. Kinkster grenzen sich mit ihren „besonderen“ Vorlieben bewusst von Vanilla Sex-Liebhabern ab. Bei kinky Dates geht es entsprechend härter und versauter zu als bei gewöhnlichen Sextreffen.
Safe, Sane, Consensual (SSC): „Sicher, vernünftig, einvernehmlich“ ist die deutsche Übersetzung dieses Begriffs, der für die drei Grundregeln bei „härteren“ Spielarten steht. Durch diese Grundprinzipien sollen (unerwünschte) Verletzungen und Handlungen gegen den eigenen Willen vermieden und alle Beteiligten geschützt werden.
Risk-aware consensual Kink (RACK): Auch dieses Grundprinzip zielt auf den Schutz der Session-Teilnehmer. Alle Beteiligten – egal ob Dom oder Sub – sollen sich bewusst darüber sein, dass man für krasse BDSM-Erlebnisse Risiken wie blaue Flecken oder wunde Nippel eingehen kann. Wichtig ist, dass man sich vorab austauscht, wie hart praktiziert wird und wo die Grenzen eines jeden sind.
Safeword: Um die Sicherheit ganz praktisch zu gewährleisten, wird im Vorfeld einer Session ein Safeword vereinbart. Wird dieses Sicherheitswort von einem Beteiligten ausgesprochen, muss das BDSM-Spiel sofort und ohne Wenn-und-Aber abgebrochen werden. Man kann es bspw. aussprechen, wenn man eine Session als zu hart oder zu schmerzhaft empfindet.
BDSM-Triskele: Hierbei handelt es sich um ein Symbol, mit dem man seine Zugehörigkeit zur BDSM-Szene öffentlich signalisiert. Die Triskele im Kreis repräsentiert die eingangs beschriebenen drei Teilbereiche des Sadomasochismus und wird gern als Schmuckstück, das auch als „Ring der O“ bekannt ist, getragen. BDSM-Anhänger grenzen sich so bspw. auf Sex-Partys von Vanilla-Fans ab und machen deutlich, für welche Spielarten sie zu haben sind.
Von soft bis hart: Bekannte BDSM-Praktiken
Welche Spielarten praktizieren BDSMler am liebsten? Beim Bondage- und SM-Sex ist für die unterschiedlichsten Vorlieben etwas dabei.
Wer auf Kontroll-Spielchen steht, wird Queening bzw. Facesitting lieben. Dabei setzt sich der dominante Part mit seinem Hintern auf das Gesicht des Sklaven und kontrolliert so dessen Atem. Die Nase des Subs „versinkt“ in den Tiefen das Polochs – er bekommt nur Luft, wenn die „Queen“ sich nach vorne beugt.
Eine andere Praktik, um den Spielgefährten zu kontrollieren, ist Keuschhaltung. In der Regel kommt dabei ein spezieller Keuschheitsgürtel zum Einsatz, der es dem Sub bis zum Ablegen verunmöglicht, einen Orgasmus zu kriegen. Auch Teasing and Denial ist eine Spielart der Orgasmuskontrolle. Dabei wird die Lust des Sklaven ins Unendliche getrieben, um dann kurz vor dem Höhepunkt doch abzubrechen. Das „heiß machen und dann fallen lassen“ wird mehrfach wiederholt und der Sub so in den Wahnsinn getrieben.
Ein Klassiker unter den Kontroll-Methoden ist natürlich Bondage. Der gefesselte Partner kann sich nicht mehr bewegen und ist dem dominanten Part vollkommen ausgeliefert.
Möchte man seinen Partner lustvoll foltern, eignen sich Praktiken wie Hoden abbinden, Kitzeln oder Nippelfolter. Bei der Cock & Ball Torture (CBT), also der Penis- und Hoden-Folter, wird das beste Stück des Mannes bspw. gepeitscht oder geschlagen.
Apropos schlagen. Wer darauf steht, wird beim Spanking aufblühen. Dabei wird der Po des Subs mit der flachen Hand oder einem Hilfsmittel wie einem Rohrstock versohlt. Es gibt auch spezielle Formen des Spankings, bspw. Bastonade für Fußfetischisten – hier werden die Fußsohlen gehauen oder ausgepeitscht.
Schmerzhaft geht es auch beim Abtropfen von heißem Kerzenwachs auf den Körper oder hartem Pegging zu. Beim Pegging-Date trägt die Herrin ein Strap-On und penetriert damit ihren Sklaven.
Lustschmerz lässt sich außerdem durch Trampling erzeugen: Bei dieser Praktik, die in keinem BDSM-Lexikon fehlen darf, läuft oder steht die dominante Person auf dem devoten Spielgefährten. Trägt die Femdom dabei auch noch High Heels, tut es besonders weh!
Tipps für die erste BDSM-Session
Damit die erste BDSM-Session eine tolle Erfahrung wird, sollten die folgenden Punkte berücksichtigt werden:
- Passende Location auswählen: BDSM lässt sich zuhause praktizieren, allerdings fehlt dann oft die spezielle Ausstattung wie Käfig, Andreaskreuz usw. Man kann daher spezielle, fertig möblierte BDSM-Locations mieten.
- Wünsche und Grenzen klären: Vor dem ersten SM-Spiel sollten sich alle Beteiligten über ihre Erwartungen und Grenzen austauschen. So lässt sich auch der Härtegrad der Praktiken bestimmen.
- Safeword vereinbaren: Auch wenn der Spielgefährte erfahrener ist oder vorgibt, es zu sein, sollte immer ein Safeword vereinbart werden, um die Session bei Grenzüberschreitungen selbstbestimmt und unmissverständlich abbrechen zu können.
- Session reflektieren und ggf. steigern: Was war toll, was nicht? Darüber sollte im Anschluss offen gesprochen werden. Für 82,7 % der Befragten bei der oben erwähnten JOYClub-Studie bedeutet BDSM lebenslanges Lernen.
BDSM-Kontakte finden leicht gemacht
Wer jetzt Lust bekommen hat, in die Welt der „dunklen Erotik“ einzutauchen, hat verschiedene Möglichkeiten. Hat man einen Partner, gilt es, diesen über die Wünsche aufzuklären. Sagt er ja, steht der gemeinsamen Planung einer heißen Session nichts im Wege!
Reagiert der Partner jedoch abweisend, kann man Domina-Kontakte suchen und mit ihr gegen Bezahlung seine Kinks ausleben. Es geht natürlich auch kostengünstiger. Nämlich, indem man nach privaten BDSM-Kontakten sucht, die auf einer Wellenlänge sind. Das geht bspw. auf speziellen SM-Partys oder noch einfacher bei BDSM-Dating-Seiten im Internet. Mit wenigen Klicks findet man hier Sklaven, Doms und Femdom Kontakte in der eigenen Umgebung.
Wer eine reine Online-Session sucht, wird auf BDSM-Cam-Portalen fündig. Viele strenge Ladys heizen ihren Sklaven auch per Kink-Chat ordentlich ein.