Fast jeder Mensch sieht sich regelmäßig oder gelegentlich Pornos an. Für die meisten von ihnen ist das weder bedenklich noch ungesund. Eine kleine Gruppe von Menschen zeichnet sich jedoch durch zwanghaften Pornokonsum aus – und das sind nicht zwangsläufig diejenigen, die am meisten Zeit auf Pornoseiten verbringen. Eine kanadische Studie hat drei Gruppen von Pornokonsumenten untersucht.
Kanadische Forscher untersuchen gesunden und zwanghaften Pornokonsum
Ist Pornokonsum gesund? Zunächst einmal spricht nichts dagegen, gelegentlich Pornos für die eigene Befriedigung anzuschauen. Nicht nur Singles, sondern auch Menschen in Beziehungen können emotional und sexuell gesund sein, obwohl sie neben ihrem Sexleben mit Partnern auch auf virtuelle Arten der Befriedigung schauen.
Doch was ist, wenn Pornoschauen zum Zwang wird? Eine Forschungsgruppe aus Kanada hat 830 Menschen (davon 70 Prozent Frauen) zu ihrem Pornoverhalten gefragt und festgestellt, dass 11,8 Prozent zwanghafte Pornokonsumenten sind. Weitere 12,7 Prozent gehören zu einer Risikogruppe.
Um festzustellen, wie gesund der Pornokonsum bei den Befragten ist, wurden sie nach ihren Konsumgewohnheiten befragt und ebenso nach ihren Gefühlen während oder nach dem Ansehen von Pornofilmen, Livecams und anderen digitalen Angeboten. Auch das Sexleben wurde unter die Lupe genommen. Diese drei Gruppen haben sich bei der Untersuchung herauskristallisiert:
Freizeit-Pornokonsumenten
75,5 Prozent der Befragten gehören zu dieser Gruppe und haben eine gesunde Einstellung zu ihrem Sexleben. Sie sind sexuell zufrieden, zeigen keine Anzeichen von Pornozwang und vermeiden keinen Sex. Dazu gehören sowohl Singles als auch Menschen in Beziehungen. Durchschnittlich verbringt diese Gruppe 24 Minuten pro Woche mit dem Ansehen von Pornos.
Zwanghafte Pornokonsumenten
Allerdings gibt es auch eine Gruppe von 11,8 Prozent der Befragten, bei welcher der Pornokonsum zum Zwang wird. Interessanterweise verbringen diese Menschen jedoch weniger Zeit mit dem Ansehen von Pornos, nur rund 17 Minuten pro Woche. Problematisch ist bei ihnen dementsprechend nicht die investierte Zeit, sondern der Hintergrund ihres Pornokonsums. Zwanghafte Pornokonsumenten sind sexuell wenig zufrieden und vermeiden sexuelle Interaktion sogar. Sie zeigen selbstzerstörerisches Verhalten und der Pornokonsum ist häufig der letzte Ausweg, ihre sexuellen Fantasien auszuleben.
Die Risikogruppe: Verzweifelt, aber nicht zwanghaft
Außerdem machen die Forscher noch eine ähnlich große Risikogruppe aus, die zwar nicht zwanghaft Pornos schaut, aber es auch nicht zum puren Vergnügen tut. 12,7 Prozent der Befragten schauen Pornos, um mit Stress oder psychischer Belastung umzugehen. Anderen Studien zufolge sollen Menschen dieser Gruppe auch durch einen höheren Alkoholkonsum auffallen und seltener in Langzeitbeziehungen leben. In der Risikogruppe ist der Pornokonsum mit 110 Minuten pro Woche am höchsten.
Pornokonsum ist per se nicht schädlich
Insgesamt lässt sich feststellen, dass Pornokonsum selbst nicht schädlich ist, sofern die Gründe lediglich die Freizeitnutzung und gelegentliche sexuelle Befriedigung sind. Obwohl die meisten Befragten in der Studie Frauen waren, ist erwähnenswert, dass Männer prozentual häufiger in der zwanghaften Gruppe oder in der Risikogruppe vertreten waren.