Vor rund zwei Monaten erhielt Alexander H.* (41) per SMS auf sein Handy das erste Mal hohe Rechnungen für angebliche Telefonsex-Leistungen, die er in Anspruch genommen haben soll. Seither trudeln regelmäßig weitere Geldforderungen inklusive Mahnbescheide ein. Doch der verheiratete Mann und Vater zweier Söhne im Alter von acht und zehn hat nie eine derartige Dienstleistung in Anspruch genommen. Dahinter steckt eine beliebte Abzock-Masche von Betrügern aus Tschechien
Telefon-Betrüger geben sich als Postangestellte aus
„Anfang Oktober klingelte mein Handy und am anderen Ende der Leitung war eine Person von der Post – zumindest gab sich der Anrufer als solche aus”, sagte Alexander H. zu ErotikBlitz. „Wegen einer Briefzustellung gehe es um den Abgleich meiner Adressdaten, wurde mir gesagt. Doch scheinbar war das gelogen und ich wurde offenbar Opfer einer hinterhältigen Betrugsmasche.”
Ihm sei das alles gleich irgendwie merkwürdig vorgekommen, weil er zuvor noch nie Probleme mit der Post aufgrund einer falschen oder fehlenden Adresse hatte. „Allerdings fühlt man sich im ersten Moment natürlich überrumpelt und weiß nicht so wirklich, wie man reagieren soll. Da glaubt man erst mal das, was einem am Telefon erzählt wird”, so Alexander H.
Als der Rückruf bei der Nummer dann erfolglos blieb, da diese scheinbar nicht vergeben war, verstärkte sich sein ungutes Gefühl jedoch. Und spätestens als weitere Anrufe in Abwesenheit von unbekannten Nummern in seiner Anrufliste auftauchten, die alle nicht vergeben waren, konnte er sich sicher sein: Jemand will ihn abzocken.
Rechnungen in Höhe von 90 und 210 Euro für angebliche Telefonsex-Dienstleistungen, die bald darauf per SMS bei Alexander H. eintrudelten, überraschten ihn deshalb nicht wirklich. Das Geld sollte er auf ein Konto in Tschechien überweisen oder bar als Einschreiben verschicken.
Abzocker-Firmen aus Tschechien fordern bis zu 500 Euro
Alexander H. hat nie Telefonsex-Dienstleistungen in Anspruch genommen und daher auch nichts vor seiner Familie zu verbergen.
„Ich erzählte sofort meiner Frau von dem Ganzen und sie glaubte mir, dass ich Opfer von Betrügern geworden bin. Wir vertrauen uns bedingungslos, weshalb ich mir sicher war, dass ich auf ihre Unterstützung zählen kann”, sagte er.
Und Alexander H. ist bei weitem nicht das einzige Betrugsopfer. Hinter den Fake-Rechnungen für angeblichen Telefonsex steckt eine Masche von vornehmlich Firmen aus Tschechien. Die Vorgehensweise ist dabei immer die Gleiche: Die Kriminellen ergaunern sich durch Lockanrufe die Adressdaten ihrer Opfer und verschicken dann per Brief oder SMS Rechnungen. Meist wird zunächst ein Betrag von 90 Euro gefordert, bis dann in weiteren Mahn- und Verzugsschreiben die Geldforderungen bis auf rund 500 Euro ansteigen.
Auffällig: Vergleicht man die Fake-Rechnungen mehrerer Opfer, tauchen immer wieder die gleichen Anbieter aus Tschechien in diesem Zusammenhang auf. Hier eine Liste von auffälligen Anbietern:
- Arvex
- Avotex
- Comera
- Innova Inkasso
- Phonemax
- Kawora
- Madaco
- Mediascape
- Mexcom
- Novacall
- Revast
- Telesmart
- Telpay
- Telstar
- Werso
Telefonsex-Rechnung aus Tschechien bekommen – was tun?
Das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland (EVZ) rät Opfern des Telefonsex-Betrugs, sich nicht einschüchtern zu lassen und auf keinen Fall eine der Rechnungen zu bezahlen. Die richtige Vorgehensweise ist es, innerhalb von 14 Tagen Widerspruch einzulegen. Wer tatsächlich eine derartige Dienstleistung in Anspruch genommen haben sollte, sei nur zur Zahlung der Verbindungskosten verpflichtet. Die Beweispflicht, dass die Forderung gerechtfertigt ist, liege ohnehin bei den Unternehmen.
Darüber hinaus sei es wichtig, auf bestimmte Formulierungen in den vermeintlichen Fake-Rechnungen zu achten. Eine allgemein gehaltene Anrede wie „Sehr geehrte(r) Telefonanschlussinhaber(in)” ist ein guter Hinweis, dass es sich um unseriöse Mahn- und Rechnungsschreiben handelt.
Auch die Absenderadresse ist laut EVZ oft unvollständig oder die Empfängerdaten fehlen. Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein stellt Betroffenen online ein Musterformular zur Verfügung, um Widerspruch einzulegen.
Im Übrigen sind bislang keine Fälle bekannt, in denen die Betrüger wegen verweigerter Zahlungen geklagt haben. Die Chancen stünden ohnehin sehr schlecht, dass sie ihre Forderungen vor Gericht tatsächlich durchsetzen könnten.
Richtig reagieren bei Lockanrufen
Wer wie Alexander H. unerwünschte Lockanrufe von den Betrügern erhält, sollte Fragen wie „Wie ist ihr Name?”, „Warum rufen Sie an?” oder „Von welchem Unternehmen sind Sie?” stellen, um nicht einem ähnlichen Datendiebstahl zum Opfer zu fallen.
Zudem sollte man die Person am anderen Ende der Leitung unbedingt darauf hinweisen, dass nach dem Anruf sämtliche Daten gelöscht werden und weitere Anrufe künftig zu unterlassen sind. Überdies ist es natürlich wichtig, am Telefon keine weiteren Daten preiszugeben.
Schutz via Drittanbietersperre
Um für weiteren Schutz noch einen Schritt oben drauf zu setzen, könnte sich zusätzlich eine sogenannte Drittanbietersperre lohnen. Hierfür sollte man sich an seinen Handy-Anbieter wenden.
Eine Drittanbietersperre schützt insbesondere vor kostspieligen Abo-Fallen, indem Beiträge von Drittanbietern nicht mehr automatisch über die Handyrechnung eingezogen werden.
* Name von der Redaktion geändert