Deine Libido stellt sich tot, wenn du an Sex mit deinem Partner denkst, aber du wirst feucht, wenn du über heißen Sex mit dem netten Barkeeper fantasierst? Dann ist deine Beziehung entweder total eingeschlafen oder du bist fraysexuell. Aber was ist die Bedeutung von Fraysexualität und kannst du trotzdem Beziehungen führen? Hier gibt’s die Antworten.
Was bedeutet Fraysexualität?
Fraysexualität ist eine sexuelle Orientierung wie Pan-, Bi-, Hetero-, oder Homosexualität und gehört zum Spektrum der Asexualität. Das bedeutet, dass fraysexuelle Menschen keine sexuelle Anziehung ihren Partnern gegenüber verspüren, aber trotzdem eine emotionale Verbindung zu ihnen haben.
Oder aber sie bauen gar nicht erst feste Partnerschaften auf, sondern wühlen sich durch jede Menge fremde Betten. Wiederholungen gibt es dabei selten bis gar nicht – spätestens, wenn Gefühle ins Spiel kommen, haben Fraysexuelle keine Lust mehr.
Der Begriff leitet sich wahrscheinlich vom englischen Wort (to) „fray” ab, was „Gefecht” oder „Schlägerei”, aber auch „ausfransen” oder „abnutzen”bedeutet. Und darum geht's irgendwie auch in der Bedeutung von Fraysexualität.
So erkennst du, ob du fraysexuell bist
Sexuelle Label sind sehr vielfältig und lassen sich oft nicht klar voneinander abgrenzen – so auch bei Fraysexualität. Nur, weil’s im Bett gerade nicht gut läuft und du lieber Sex mit anderen Partnern als deinem eigenen hättest, musst du dir nicht sofort das Label „fraysexual” verpassen. Es gibt aber einige Indikatoren, die dafür sprechen, dass du so tickst. Wenn du an deine Ex-Beziehungen und dein Liebesleben denkst, dann …
- hattest du den besten Sex mit völlig Fremden.
- haben dich One-Night-Stands sexuell mehr erfüllt als Sex in deiner Beziehung.
- verlierst du die Lust an deinem Partner, sobald ihr euch besser kennt.
- musst du dich zwingen, mit deinem Partner zu schlafen, hast aber total Lust auf andere Typen.
- bist du immer fremdgegangen.
- stehst du total auf unverbindlichen Sex und liebst kurzweilige Affären.
- fällt dir eine körperliche Verbindung zu vertrauen Menschen schwer.
- lässt die sexuelle Anziehung stetig ab und die Partnerschaft geht schief.
Wenn du dich in diesen Aussagen wiedererkennst, gehörst du wahrscheinlich zum Club der Fraysexuellen! Glückwunsch, dann weißt du jetzt, was in den vergangenen Jahren mit dir „nicht stimmte“. Obwohl du deine sexuelle Orientierung nicht als Problem sehen solltest, wenn sie dich grundsätzlich nicht belastet.
By the way: Deine sexuelle Orientierung ist nicht in Stein gemeißelt. Im Laufe deines Lebens kann sie sich verändern. Das hat auch die GQ-Kolumnistin Mimi Erhardt erlebt, wie sie in ihrer Sex-Kolumne verrät: „Tatsächlich empfinde ich den Begriff als nicht ganz unpassend für meine Person, zumindest während meiner 20er und 30er. Inzwischen hat sich vieles geändert.” Mimi hatte auch schon Partner, die sie über einen längeren Zeitraum anziehend fand. So ganz scheint das Label „fraysexuell” also nicht mehr zu passen.
Was, wenn Sex nur mit Gefühlen geht?
Du findest dich überhaupt nicht in den genannten Aussagen wieder und hast in deinen Beziehungen eher das Gegenteil erlebt? Dann bist du vielleicht demisexuell.
Demisexualität ist das Gegenteil von Fraysexualität. Hier funktioniert Sex nur mit emotionaler Bindung und romantischen Gefühlen für den anderen. Schneller Sex mit Fremden, jemanden im Club abschleppen und One-Night-Stands sind nichts für demisexuelle Menschen.
Können Fraysexuelle „normale” Beziehungen führen?
Fraysexualität klingt nach beziehungs- oder bindungsunfähig? Nicht unbedingt, denn nur, weil du als fraysexueller Mensch keine Lust auf Sex innerhalb deiner Beziehung hast, kannst du trotzdem mit einer Person zusammen sein. Auch die Verbindung zur Asexualität klingt erstmal krass, bezieht sich aber auf die sexuelle Anziehung zu Menschen, zu denen du emotionale Gefühle aufgebaut hast.
Problematisch ist die Tatsache, dass du deinen Partner nicht sexuell anziehend findest, den Sex mit ihm ablehnst oder fremdgehst. Dein Verhalten resultiert zwar nicht aus mangelnder Liebe, ist aber ein heftiger Schlag in die Magengegend deines Partners und du triggerst damit Selbstzweifel und das Gefühl, nicht wertgeschätzt und geliebt zu werden.
So bleibt die Beziehung trotz Fraysexualität lange frisch
Eine offene Kommunikation ist das A und O. Wenn du das Gefühl hast, fraysexuell zu sein, sprich mit deinem Partner darüber. Versuche, dein Verhalten zu erklären: Bindungsängste sind therapierbar, eine sexuelle Orientierung hingegen nicht!
Trotzdem lohnt sich ein Versuch, damit du wieder Lust auf deinen Partner bekommst: Rollenspiele beim Sex, Sex-Dates in einer Bar oder getrennte Schlafzimmer sind Möglichkeiten, die Leidenschaft für den anderen (neu) zu entfachen.
Oder ihr besucht ab und an Swingerpartys, habt Sex mit anderen und genießt die Zeit zusammen. Dort ergibt sich sicher auch der ein oder andere Dreier. Hier solltest du als Fraysexueller aber aufpassen, dass du deinen Partner nicht „vergisst” – schließlich wollt ihr es gemeinsam krachen lassen. Schafft euch immer wieder neue, unbekannte Situationen. Wichtig: Ihr müsst beide Lust darauf haben!