Wer nicht will, dass seine Nacktfotos im Netz landen, soll einfach keine machen? Aber was ist, wenn die „eigenen“ Nudes nicht echt sind? Mit Face-Swap-Apps lassen sich mittlerweile mit wenigen Klicks in jedes Foto fremde Gesichter einfügen. Doch damit soll nun Schluss sein: Eine Petition will der gefälschten Pornografie an den Kragen gehen.
Vom lustigen Face-Swap zum gefährlichen Porno-Deepfake
Die digitale Technologie ist nicht neu: Als die Face-Swap-Apps vor einigen Jahren populär wurden, nutzten tausende Menschen sie zur Unterhaltung, indem sie auf privaten Aufnahmen ihre Gesichter austauschten. Doch nicht alle Nutzer wollten nur mal sehen, wie sich ihr eigenes Antlitz auf dem Körper des besten Freundes macht.
Mittlerweile können die Apps innerhalb von Sekunden täuschend echte Fotomontagen erzeugen und so manch ein Nutzer verlässt den legalen Raum, indem er damit Nacktbilder fälscht und sogar ins Netz stellt. Sogar Deepfake-Pornos sind mittlerweile im Rahmen des Möglichen.
HateAid will Deepfake-Pornografie ein Ende setzen
Häufig werden solche Deepfakes eingesetzt, um Personen des öffentlichen Lebens, wie etwa Schauspieler oder Politiker, in einen falschen Kontext zu setzen. Angelina Jolie im Hardcore-Porno zu sehen, ist zumindest theoretisch kein Problem mehr. Nur dass der Körper eigentlich zu einem anderen Gesicht gehört.
Für die Betroffenen ist der Schaden jedoch groß. Besonders, wenn dem privaten oder beruflichen Umfeld die gefälschten Aufnahmen zugespielt werden. Deshalb startet HateAid, eine Organisation für digitale Menschenrechte, zusammen mit der Betroffenen-Plattform „Anna Nackt“ und weiteren Organisationen jetzt eine deutschlandweite Petition gegen solche Deepfake-Apps.
Gefakte Pornos und Nudes dienen oft als Druckmittel
Pornografisches Material als Spielwiese für Face-Swaps ist heutzutage definitiv keine Randerscheinung. HateAid bezieht sich in der Petition auf einen Bericht des Europaparlaments, laut dem 90 bis 95 Prozent aller Deepfakes nicht-einvernehmliche Pornographie betreffen.
Das Material dient den Erzeugern aber nicht nur zur Unterhaltung, stellt Anna-Lena von Hodenberg, Geschäftsführerin von HateAid, klar: „Face-Swap-Apps sind zu einem Instrument geworden, mit dem Frauen gezielt eingeschüchtert und mundtot gemacht werden.“ Sie fordert die Politik deshalb zum Handeln auf.
So soll Deepfake-Pornos der Garaus gemacht werden
Einige Apps werben sogar mit der Möglichkeit, pornografisches Material zu bearbeiten. Genau hier will HateAid ansetzen: Apps, die Deepfakes von Nacktfotos und Co. zulassen, sollen verboten werden.
Außerdem sollte die Verbreitung von gefälschten Nacktbildern als Straftat strenger verfolgt und geahndet werden. Betroffene müssten derzeit häufig noch privat klagen, so HateAid. Als Beleidigung, Verleumdung oder Verletzung des Rechts am eigenen Bild werde die Straftat aktuell viel zu oft bagatellisiert.
Die Petition wird bereits von bekannten Persönlichkeiten und zahlreichen Politikern unterstützt. Das Ziel sind 15.000 Stimmen bis zum 24. Januar 2023. Die Petition soll anschließend Bundes-Digitalminister Volker Wissing übergeben werden.