Wer von seinem Partner betrogen wurde, weiß, wie tief Enttäuschung, Wut und die Angst sitzen, dass es ein weiteres Mal passieren wird. Aber ist die Sorge vor wiederholtem Fremdgehen berechtigt und stimmt die These „Wer einmal fremdgeht, geht immer fremd“? Oder kann ein Fremdgeher sein Mindset ändern und treu werden? Wir haben die Fakten unter die Lupe genommen.
Kann ein Fremdgänger sich ändern?
Auf die Frage gibt es pauschal keine eindeutige Antwort, weil vermutlich jeder Fremdgänger andere Gründe für sein Verhalten hat. Eine fünfjährige wissenschaftliche Studie der University of Denver zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit, zum Wiederholungstäter zu werden, besonders hoch bei Personen ist, die bereits einen Seitensprung gewagt haben. Andersherum betrifft das auch Partner, die betrogen wurden. Sie sind verständlicherweise nicht nur misstrauischer, sondern werden viermal öfter betrogen.
Natürlich sollte man niemanden unter Generalverdacht stellen, aber laut der genannten Studie sehen viele Fremdgänger ihren Fehltritt als „Einmal ist keinmal“ und haben ein dreimal höheres Risiko, erneut untreu zu sein. Zum Fremdgehen gehören immer mehr als eine Person – genau genommen drei Personen, von denen eine lediglich eine Randfigur ist. Hauptakteure beim Fremdgehen sind die beiden Beziehungsmenschen. In der Dynamik liegt die Antwort auf die Frage „Einmal untreu, immer untreu?“.
Faktoren, die den Fremdgänger treu machen
Faktoren wie eine gute Kommunikation, ein erfülltes Sexleben und Verbundenheit minimieren die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Seitensprungs. Wer in seiner Beziehung nahezu wunschlos glücklich ist, braucht nicht anderweitig nach Erfüllung zu suchen. Fakt ist aber, dass Menschen auch in vermeintlich glücklichen Partnerschaften fremdgehen. Wenn man beim Dating ein Händchen für notorische Fremdgänger hat, sollte man seinen Dating-Typ hinterfragen.
Oft zieht man sehr unterbewusst Menschen mit einem ähnlichen Mindset in Sachen Werte- und Moralvorstellungen an. Besser: Man durchbricht alte Dating-Muster und orientiert sich neu. Es gibt auch Fremdgänger, die aus Reue treu werden oder selbst Opfer werden. All diese Faktoren sind kein Garant dafür, dass aus einem untreuen Partner ein treuer wird.
Faktoren, die den Fremdgänger dauerhaft treulos machen
Es wäre so einfach, wenn man die eigene Moralfreiheit in Bezug auf Treue auf seine Gene schieben könnte, aber so läuft das nicht. Nicht so ganz, denn Paartherapeut Eric Hegmann verriet im Interview mit dem Sat1 Frühstücksfernsehen, dass es tatsächlich Gene gibt, die mit Fremdgehen in Verbindung stehen: „Da ist beispielsweise ein Gen, das die Dopamin-Produktion beeinflusst. Dopamin macht neugierig, forsch, mutig und damit attraktiv. Wer davon viel mitbekommt, ist – in der Theorie – eher bereit fremdzugehen. Ein Stück weit Veranlagung mag mit dabei sein.“ Den Rest übernimmt die Prägung, „also die Erfahrungen mit Rollenvorbildern in der Kindheit und eigene Beziehungserfahrungen – also die Persönlichkeit.“ Ein Untreue-Gen gibt es aber nicht.
Wer Treue nicht als wichtig erachtet – wie das bei den meisten Fremdgehern der Fall ist – wird mehr als einmal seinen Partner betrügen. Die Chancen stehen 50:50, dass ein Betrug in der eigenen Beziehung vorkommt und das sogar mehrfach. Fremdgehen passiert nicht einfach so, sondern ist eine bewusste Entscheidung und für die muss man erstmal das passende Mindset haben. Andernfalls bricht man sein Vorhaben eher ab, als aufs Ganze zu gehen. Paartherapeutin Vera Matt bringt das in ihrem Blog auf den Punkt: „Fremdgeher zu sein ist kein Charakterzug, auch keine Identitätsbeschreibung. Es gibt Menschen, in deren Werten Treue, Verbindlichkeit und Monogamie keinen hohen Stellenwert haben. Spaß, Abenteuer und Freiheit sind viel wichtiger.“
Ein weiterer Faktor ist das Learning, das der Betrüger aus seiner Aktion bekommt. Hat der Seitensprung einmal geklappt, klappt er auch ein zweites, drittes und viele weitere Male. Wenn man als Partner nicht die Reißleine zieht und die Beziehung beendet oder hart an ihr arbeitet, wird der Fremdgänger vermutlich jede Gelegenheit nutzen, um es wieder zu tun.
Bleiben Fremdgeher immer Fremdgeher?
Die meisten Betrüger sind unbelehrbar, weil sie Bestätigung in fremden Betten suchen, die sie zu Hause nicht bekommen und Konflikten mit Fremdgehen aus dem Weg gehen – obwohl in der eigenen Partnerschaft Klärungsbedarf herrscht. Nicht selten wird auch der „böse Alkohol“ als Ausrede für (wiederholtes) Fehlverhalten genommen. Betrunken sein ist jedoch kein Grund fürs Fremdgehen, sondern Alkohol wirkt lediglich als Verstärker für das Vorhaben.
Personen, die lieber vogelfrei sind und womöglich unter Bindungsstörungen leiden, werden und bleiben häufig Fremdgeher. Statt tiefe emotionale Verbindungen einzugehen, ist Sex mit anderen ein guter Weg, um Emotionen zu kompensieren. Menschen, die immer wieder nach einem neuen Kick suchen oder überall die Besten sein wollen, werden sich den Ego-Booster unter anderem immer wieder in fremden Betten suchen. Eine offene und ehrliche Kommunikation ist das A und O, wenn ein Fremdgeher nicht ein Fremdgeher bleiben soll.