Sex-Podcasts vom Steuerzahler finanziert? Das ist nichts Neues mehr. Doch jetzt soll es sogar ein Format über Sexarbeit und das Rotlicht-Milieu geben. Prostitutionsgegner sind schockiert, während der NDR einen Host für die brisante Show sucht.
NDR sucht Moderator für Paysex-Podcast
Stellenanzeigen, in der eine Person gesucht wird, die „Sex liebt“, sind selten. Doch ausgerechnet der Norddeutsche Rundfunk (NDR) hat aktuell genau eine solche Stellenbeschreibung auf seiner Website veröffentlicht. Die öffentlich-rechtlichen suchen offenbar einen Moderator für einen Paysex-Podcast. Und sofort schrillen bei den Gegnern die Alarmglocken.
Denn anstatt von Ausbeutung, Menschenhandel oder Kriminalität zu berichten, soll der Podcast die Sexarbeit in ein besseres Licht rücken. „Das Webcam-Girl, die Tantra-Masseurin, die Domina, die Straßenprostituierte“ – sie alle sollen in dem „sexpositiven“ Podcast von ihrem Berufsalltag erzählen dürfen.
Politik schockiert über den Vorstoß der Öffentlich-Rechtlichen
Den Sex-Podcast gibt es bisher nur als Konzept – schließlich fehlt ja noch der Moderator. Doch bereits jetzt erklingen laute Stimmen gegen das geplante Projekt.
„Ein Skandal mit Ansage! Und das von den Öffentlich-Rechtlichen! Von unseren Gebühren. Hier schreibt jemand, der entweder das unendliche Leid in der Prostitution nicht kennt oder wissentlich wegschaut“, zitiert die Bild CSU-Politikerin Dorothee Bär. „Die Verantwortlichen in der ARD sollten sich schämen.“
Erneut öffnet sich hier ein mediales Schlachtfeld mit der konservativen Politikerin an der Spitze. Die 46-Jährige ist in Deutschland das Gesicht für ein Prostitutionsverbot nach dem nordischen Modell, wonach Freier für die Inanspruchnahme von bezahlten sexuellen Dienstleistungen bestraft werden sollen.
Berufsverbände von Sexarbeitern stellen sich dem entgegen: Das eigentliche Problem seien die fehlende Aufklärung und die Vorurteile gegenüber Prostituierten, die einem ganz normalen Job nachgehen. Und genau diesen Gedanken soll nun offenbar der neue Podcast verkörpern.
Geht der NDR zu blauäugig mit Prostitution um?
Doch selbst aus der SPD kommen kritische Worte. „Ich hoffe, der NDR findet eine geeignete Bewerberin, die rumänisch, chinesisch, verschiedene afrikanische Sprachen, bulgarisch, ukrainisch und noch mehr beherrscht“, wird Leni Breymaier, die frauenpolitische Sprecherin der SPD zitiert. „Und ich wünsche mir, dass der Sender sich mit der gleichen Inbrunst auch mit dem Thema Gewalt, Abhängigkeit, Menschenhandel, Ausbeutung und so weiter beschäftigt.“
Kein leichter Job für den zukünftigen Moderator der Show. Von Sprachkenntnissen und Inbrunst, über Missstände zu reden, ist in der Annonce des NDR allerdings nicht die Rede. „Humorvoll“ soll der Host stattdessen sein und gerne über Sex reden. Lediglich der Hinweis auf „traumainformierte Gesprächsführung“ gibt eine Idee davon, dass im Rotlicht-Milieu nicht immer alles Friede-Freude-Eierkuchen ist.
Auf Nachfrage antwortete der NDR der Bild schließlich auch: „In dem Podcast wollen wir ein differenziertes Bild über das Thema Prostitution zeichnen und mit betroffenen Frauen selbst sprechen, das beinhaltet selbstverständlich eine kritische Einordnung.“ Wie kritisch es wird – und wie humorvoll Prostitution tatsächlich ist, wird man wohl erst ab September hören können. Dann sollen die ersten Folgen des Podcasts für die ARD aufgenommen werden.