Stell dir vor, du hast Sex und alle schauen zu, obwohl du das nicht möchtest. Für viele Männer und Frauen wurde aus diesem Albtraum Wirklichkeit, denn: Sie sind Opfer von Revenge Porn geworden.
In diesem Artikel sagen wir dir, was hinter dem Phänomen Racheporno steckt – und was du tun kannst, wenn deine Nacktbilder im Netz landen.
Was ist ein Racheporno?
Als Rachepornos (im Englischen „Revenge Porn“ genannt) werden Fotos und Videos bezeichnet, welche die Betroffenen nackt oder bei intimen Handlungen zeigen. Der verletzte Ex-Partner will sich nach der Trennung rächen und stellt die Dateien für alle Menschen sichtbar ins Netz. Ohne vorheriges Einverständnis des anderen.
Die abgebildete Person soll auf diese Weise gezielt bloßgestellt und gedemütigt werden. Betroffene leiden auch Jahre später noch unter den Folgen.
Rachepornos haben stark zugenommen
Während der Covid-Pandemie haben Rachepornos stark zugenommen. In England wurden im April 2020 fast doppelt so viele Fälle von Revenge Porn angezeigt wie im April 2019. Auch der Erfolg einer Netflix-Doku über Hunter Moore (36), den Begründer des Revenge Porn, sorgte dafür, dass das Thema aktuell stark in den Medien vertreten ist.
Warum macht man sowas?
Ob Rache, verletzter Stolz oder Eifersucht: Täter, die Nacktbilder ihrer Ex im Internet veröffentlichen, möchten sich dafür rächen, dass sie verlassen wurden.
So auch der bereits erwähnte US-Amerikaner Hunter Moore. Als er im Jahr 2010 von seiner Freundin abserviert wurde, beschloss er aus Rache, Nacktbilder von seiner Ex auf der Website IsAnyoneUp.com hochzuladen.
Und nicht nur das: Er motivierte zeitgleich auch andere Nutzer, seinem Beispiel zu folgen. Offenbar mit Erfolg, denn innerhalb kürzester Zeit wurden tausende intime Aufnahmen auf der Plattform veröffentlicht. Moore gilt deshalb auch als der „meistgehasste Mann Amerikas“.
Welche Strafen drohen den Tätern?
Fakt ist, dass die Veröffentlichung von Nacktfotos und Videos ohne ausdrückliche Einwilligung der abgebildeten Person eine Straftat nach §201 StGB ist. Sie kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder einer empfindlichen Geldstrafe geahndet werden.
Was die Strafbarkeit von Revenge Porn betrifft, gibt der Hamburger Strafverteidiger Dr. Jesko Baumhöfener in seinem Blog zu bedenken: „Zu beachten ist, dass das Gefühl der emotionalen Verletzung aufgrund einer Trennung weder einen Rechtfertigungsgrund noch einen Entschuldigungsgrund darstellt einen ‚Revenge-Porn‘ im Internet zu veröffentlichen.“
Opfer können Strafanzeige bei der Polizei stellen und zivilrechtlich die Löschung der Bilder verlangen. Auch Website-Betreiber können zur Löschung der Dateien aufgefordert werden.
Victim Blaming: Die Folgen für die Opfer
„Von dir gibt es ein Sex-Video, das herumgezeigt wird“, war das erste, was Alessia (29) hörte. Was dann folgte, war so schlimm, dass sie auch heute, neun Jahre später, immer noch in Tränen ausbricht. Sie wurde in aller Öffentlichkeit als „Schlampe” bezeichnet, ausgelacht, das ganze Dorf wusste Bescheid. „Mein damaliger Freund dachte, dass ich ihn betrogen hätte, filmte uns heimlich beim Sex und zeigte es allen. Den emotionalen und psychischen Schaden kann sich keiner vorstellen“, erzählt sie gegenüber 20 Minuten.
Opfer von Revenge Porn wie Alessia haben vor allem mit langwierigen, psychischen Folgen zu kämpfen. Für viele ist es ein großer Schock, wenn ihre privaten Aufnahmen für alle sichtbar im Netz veröffentlicht werden. Aber auch der Umgang mit Freunden und Bekannten danach ist alles andere als einfach.
Viele versuchen ihnen einzureden, dass es doch ihre eigene Schuld sei. Sätze wie: „Warum hast du überhaupt Nacktbilder von dir verschickt?“ oder „Ich hätte nicht gedacht, dass du eine dieser Frauen bist“ sind gar nicht selten.
Kein Wunder, dass sich viele Frauen zunächst nicht trauen, rechtliche Schritte gegen die Täter zu unternehmen.
Tipps: Was du gegen Revenge Porn tun kannst
Wer Opfer von Racheporn geworden ist, sollte auf jeden Fall Anzeige bei der Polizei erstatten, auch wenn der Täter noch nicht bekannt ist. Zeugen, Screenshots und andere Beweise können helfen, den Täter zu überführen. Auch ist es ratsam, einen Rechtsanwalt einzuschalten, bevor das Löschen der Bildaufnahmen veranlasst wird.
Rachepornos auf Social Media löschen
In den meisten Social Media Communities kannst du problematische Beiträge per Klick melden. Diese werden dann relativ schnell von Admins überprüft und entfernt.
Videos auf Pornoseiten löschen
Wer Nudes von sich auf Pornoseiten findet, der kann sich über ein Kontaktformular direkt beim Website-Betreiber melden. Die Bildaufnahmen werden anschließend in der Regel gelöscht.
Inhalte in privaten Chats löschen
Das ist leider gar nicht so einfach. Vor allem Whatsapp und Telegram sind nicht dafür bekannt, ihre Chat-Inhalte stark zu kontrollieren oder gar zu löschen. In manchen Messenger-Apps hast du die Möglichkeit, versendete Bilder oder Videos nachträglich selbst aus dem Chatverlauf zu löschen.
Suchergebnisse bei Google löschen
Jeder Mensch hat ein Recht auf Vergessenwerden bei Google. Nicht einvernehmlich geteilte Inhalte können manuell aus der Google-Suche entfernt werden. Hier erfährst du, wie das funktioniert.
Pornos aus Rache sind und bleiben eine Straftat
Wenn Beziehungen in die Brüche gehen, dann verläuft das nur selten harmonisch. Viele Paare trennen sich im Streit und machen sich gegenseitig schwere Vorwürfe.
Und nicht nur das: In den letzten Jahren haben sich Rachepornos zu einem echten Problem entwickelt. Mit kompromittierenden Bilddateien sollen die Ex-Partner im Netz bloßgestellt oder erpresst werden.
Für Betroffene ist es in jedem Fall wichtig, die eigenen Rechte zu kennen und sich professionelle Hilfe zu suchen. Sei es bei der Polizei, bei einem Rechtsanwalt oder einem Psychologen. Denn bei Rachepornos handelt es sich nicht nur um kleine Lappalien, sondern um echte Straftaten, die verfolgt und angezeigt gehören.