Menschen verarbeiten durchlebte Traumata auf verschiedenste Arten. Manche besuchen hierzu jahrelang einen Psychologen, andere suchen Halt bei Freunden und Familie. Doch bei der Ex-Escort-Lady Anja Mack nahm alles einen eher ungewöhnlichen Lauf. Der Weg zur Heilung führte sie weder auf die Couch eines Therapeuten noch in die Arme der besten Freundin, sondern in die Sexarbeit.
„Ich bin in Escort gegangen, weil es eigentlich mein Lebensretter war“, erzählt sie im Erobella Podcast-Interview und führt weiter aus: „Ich habe mit meiner Mama offen gesprochen […], entweder springe ich jetzt die Brücke runter oder ich komme wieder ins Leben.“
Sexarbeit zur Traumaverarbeitung
Nachdem die Blondine fünf Jahre lang von einem Stalker mit Nackfotos erpresst wurde, von dem sie sogar Morddrohungen erhielt, wollte sie sich nicht mehr verstecken und in ihrem Frausein unterdrücken lassen. Im Podcast-Talk sagt sie hierzu: „Das hat mich so in die Enge getrieben, dass ich eigentlich dieses Gefühl wieder haben wollte, Frau sein zu dürfen, sich frei zu bewegen.“
Auf Chatplattformen lernte Anja Mack zunächst wieder, Vertrauen in sich selbst und die Männerwelt zu fassen. Ihr gelang es, die tief verankerte Furcht und das durch ihr Trauma verwurzelte, falsche Schamgefühl abzulegen. Sie tastete sich heran, entdeckte ihre sexuelle Neugier wieder und verabredete sich sogar bald mit Männern zum bezahlten Sex. Dazu sagt sie: „Mich hat es immer interessiert, wie ist das, Sex gegen Geld zu machen.“
Im Geldfieber – vom Stripclub zum High Class Escort
Doch das reichte der kurvigen Schönheit nicht aus. Sie wollte wissen, wie die Sexindustrie wirklich funktioniert. Nachdem sie sich kurzweilig als Stripperin versucht hatte, bewarb sie sich bald bei verschiedenen Münchner Escort-Agenturen. Schnell stellte sie fest, dass es hierbei gewaltige Qualitätsunterschiede gibt.
Denn während ihr manche Agenturen erzählten, ihr Typ sei nicht so gefragt und sie anfangs für Bookings schlappe 20 Euro die Stunde bekam, konnte sie bei exklusiveren Auftraggebern ihre Escort-Dienste für bis zu 1500 Euro die Stunde anbieten.
Bei solchen Zahlen kam schnell mal ein nettes Sümmchen zusammen. Im Interview berichtet die 33-Jährige: „[…] damit musst du auch mal umgehen können, wenn dir jemand für ein Wochenende 10.000-15.000 Euro Cash rüberschiebt.“
Obwohl das Escort-Girl 30 Prozent ihres Verdienstes an ihre Agentur abgeben musste, da sie sich im Hintergrund um alles Organisatorische kümmerte, verdiente Anja Mack in ihren zwei Jahren als Sexarbeiterin sehr gutes Geld. Dazu sagt sie: „Ich habe innerhalb kürzester Zeit so viel Geld verdient wie in keinem anderen Job.“
Party, Sex, Drogen und keine Tabus: Anja Mack zieht einen Schlussstrich
Ein besonderes Wochenend-Booking einer High-Class Agentur sollte Anja Mack auf eine Party locken, was ihre Escort-Welt zerrütten würde. Gegenüber Erobella erzählt sie: „Und dann kam ich auf diese Veranstaltung. Es waren nur hochrangige Menschen dort, die alle so viel Geld hatten […] du hast gesehen, da hinten wurden Drogen genommen, es ging Ecstasy rum und es waren Frauen da, wo ich dachte, die sind nicht freiwillig hier.“
Nach diesem Erlebnis wusste die Escort-Dame, sie musste aussteigen, trotz der Versuchung des schnellen Geldes und dem vermeintlichen Luxus-Lifestyle. Anja Mack erklärt: „Es gab Mädchen, die so leicht zu beeindrucken sind mit Geld, dass sie gesagt haben ‚Hey, ich gebe dir 10.000 Euro extra, wenn du das und das für mich tust‘ und da wusste ich: Nein, das geht über meine Prinzipien hinweg.“
Heute engagiert sich die Ex-Escort-Dame als ausgebildete Sexualtherapeutin und versucht anderen Menschen zu helfen, die vielleicht in einer ähnlich verzweifelten Situation wie einst sie selbst feststecken.
