Macht Sexarbeit Spaß? Wie denken Prostituierte oder Escorts über den eigenen Job? Und was sagt die Familie dazu?
Das Erotikportal Erobella bietet Sexarbeiterinnen die Möglichkeit, um Freier zu werben, und setzt sich zum Beispiel für die Rechte von Prostituierten, Pornodarstellerinnen und Escorts ein. Um Sexarbeit in allen Teilen der Gesellschaft zu entstigmatisieren, sorgt Erobella außerdem mit Umfragen und Interviews ihrer Sexarbeiterinnen für Aufklärung.
In sechs Video-Interviews berichten verschiedene Sexworker über ihre Erfahrungen bei der Arbeit. Mit dabei sind viele gute Erfahrungen, aber auch die ein oder andere Schattenseite oder Hürde.
1) LouLou L’Amour: Transsexuelle Sexarbeiterin liebt ihren Job
„Der Job gehört zu meinem Leben“, erklärt LouLou L’Amour. Deshalb würde die transsexuelle Prostituierte ihren Job auch nicht für Geld aufgeben. Ihrer Ansicht nach stehen die negativen Seiten von Sexarbeit zu sehr im Fokus der Gesellschaft.
Zuhälterei, Menschenhandel und das Drogenmilieu seien zwar ein Problem, aber eben bei weitem nicht die Realität für alle Sexworker. Sexarbeit bedeutet für LouLou L’Amour schließlich vor allem, ein wichtiges Bedürfnis von Menschen zu erfüllen.
2) Lou Nesbit: Sexarbeit hat Probleme mit ihrem Körper gelöst
Auf Lou Nesbit, einer Pornodarstellerin, die heute vor allem auf OnlyFans bekannt ist, hatte die Sexarbeit sogar persönlich einen positiven Einfluss gehabt. Früher war Lou Nesbit mit ihrem Körper überhaupt nicht zufrieden und litt unter einem schwachen Selbstbewusstsein.
Heute zahlen Menschen allerdings Geld dafür, um etwas mehr von ihrem Körper zu sehen, wodurch das junge OnlyFans-Model ihr Auftreten wesentlich besser wertschätzen kann. Dennoch: Über ihre wilden Anfangszeiten als Hardcore-Pornodarstellerin denkt die Sexarbeiterin heute, dass es gelegentlich vielleicht „too much“ gewesen ist.
3) Lady Susan: Sadistin trägt im Alltag Jeans
Lady Susan ist als Domina tätig. Sexarbeit findet für sie ohne Penetration statt, stattdessen kommandiert sie ihre Sklaven in ihrem eigenen, mehrstöckigen SM-Studio herum. Auch Lady Susan liebt ihre Arbeit als Sexworkerin, kann sie jedoch gut von ihrem Alltag trennen. Schließlich trägt sie dort eher Jeans als Lack und Leder.
Die Gäste, die sich von Lady Susan auspeitschen, anketten und auf andere Art und Weise quälen lassen, stammen aus allen Gesellschaftsschichten und aus jeder Altersgruppe. Sogar Teenager und Männer über 90 Jahren besuchen ihr Studio in Berlin. Privat würde sie ihre Sklaven jedoch nicht gerne treffen.
4) Anja Mack: Sexarbeiterin ist heute Therapeutin
Zwei Jahre hat Anja Mack als Escort gearbeitet, heute ist sie Sexualtherapeutin. Ihren Job als Sexarbeiterin beschreibt sie als lebensrettendes Ereignis. Fünf Jahre lang hatte Anja Mack einen Stalker, der sie mit Belästigung und Erpressung bis an den Boden brachte. Ihre Arbeit als Escort brachte sie zurück auf den richtigen Weg.
Die Freiheit, sich nackt zu zeigen, und die Erfahrung, dass nicht jeder Mann potenziell gewalttätig ist, halfen Anja Mack, ihr Trauma zu überwinden. Irgendwann ist sie aus dem Geschäft ausgestiegen, unter anderem weil sie gemerkt hat, dass sie für andere Sexarbeiterinnen zur Ansprechpartnerin geworden ist.
5) Rory: Prostituierte hat durch Sexarbeit Freunde verloren
Rory arbeitet als Escort, doch lange Zeit hat sie das nicht offen zugegeben. Zu groß sind die Vorbehalte der Gesellschaft. Durch ihr Outing hat Rory letztlich sogar einige Freunde verloren. Für die Prostituierte ist es immer auch Bildungs- und Aufklärungsarbeit, wenn sie Nicht-Sexworkern von ihrer Arbeit erzählt.
Das Problem sei das Schwarz-Weiß-Denken. Die einen nehmen an, dass Sexarbeit immer prekär ist und wollen Rory beschützen, die anderen denken, dass Prostituierte im Luxus leben. „Die Realität ist, dass es in 90 Prozent dazwischen liegt“, erklärt die Sexarbeiterin selbst.
6) Luna Silver: Hat ein großes Netzwerk an Sexarbeiterinnen
Die Performerin Luna Silver begann mit der Sexarbeit einfach nur, weil sie es mochte. Ihr normaler Job als Daten-Analystin gab ihr nicht die Befriedigung, welche sie heute (hauptsächlich) mit Online-Sexarbeit bekommt.
Luna Silver lebt in Berlin. Unter anderem, weil sie den positiven Umgang mit Sex in der Hautpstadt schätzt. Außerdem hat sie dort ein großes Netzwerk: Viele ihrer Freunde sind ebenfalls Sexworkerinnen. Mittlerweile hat Luna Silver so viel Arbeit mit ihrem OnlyFans-Account, dass sie sogar eine Assistentin angestellt hat.