„Knismolagnie“, so lautet der wissenschaftliche Begriff für den Kitzel-Fetisch! Die meisten Menschen würden beim Kitzeln wohl weniger an Sex denken, sondern eher an herzhaftes Lachen. Doch bei vielen Befragten einer neuen Studie der Universität Mainz löst Kitzeln tatsächlich sexuelle Erregung aus. Wir haben die Ergebnisse zusammengefasst.
Kitzel-Fetisch zeigt: Möglichkeiten für sexuelles Vergnügen sind größer als bisher angenommen
In der Studie wurde zum allerersten Mal der Zusammenhang von Kitzeln und Sex untersucht. Verantwortlich dafür war die 29-jährige Doktorandin Sarah Dagher, die zusammen mit ihrem Professor und Leiter der AG Neurogelotologie am Institut für Pathophysiologie, Dr. Shimpei Ishiyama, wissen wollte, wie Erwachsene Kitzeln in Verbindung mit Sex einsetzen.
Dafür befragte das Forscherteam 719 Personen mit Kitzel-Fetisch und fand heraus, dass man auf viel mehr Art und Weisen sexuelle Erregung erleben kann als bisher angenommen: „In unserer Studie haben wir erstmals die Rolle des Kitzelns im sexuellen Kontext untersucht. Damit stellen wir die bisherigen Erkenntnisse in Frage, denn die Bandbreite an Erfahrungen, die zu sexuellem Vergnügen führen, ist viel größer als bisher anerkannt wurde“, erklärt Dr. Ishiyama.
Nur durch Kitzeln zum Orgasmus: Für ein Viertel der Befragten Realität!
Genau genommen geht es in der Studie um die Hintergründe des Lachens und des positiven Erlebens beim Kitzeln. Dazu wurden in der Studie der Mainzer Forscher auch die Rollenverteilung (Kitzelnder, Gekitzelter) sowie unterschiedliche Kitzel-Methoden und -Intensitäten betrachtet.
Die Ergebnisse sind eindeutig, denn fast alle der über 700 Befragten gaben an, dass Kitzeln für sie sexuell befriedigend sei. Knapp 50 % könnten allerdings auch ohne Kitzeln sexuelle Befriedigung empfinden. Besonders interessant: Ein Viertel der Befragten kommt ausschließlich durch Kitzeln zum Orgasmus!
So kommt es zum Kitzel-Höhepunkt
Wie das funktioniert? Dr. Ishiyama hat dafür folgenden Ansatz: „Kitzeln ist eine intime Aktivität, die ein gewisses Maß an gegenseitigem Vertrauen erfordert. Es kann Individuen binden und als Ventil für sexuelle Energie dienen.“
Den genauen Mechanismus, durch den beim Kitzeln ein Orgasmus ausgelöst wird, müssten allerdings weitere Studien ergründen. „Unsere Studienergebnisse könnten den Weg für diese weitergehende Erforschung der menschlichen Sexualität ebnen“, betont er. Fakt ist aber, dass verschiedene Kindheitserfahrungen wie bspw. die Darstellung von Kitzeln in Zeichentrickfilmen oder bei den Befragten maßgeblich zu ihrem späteren Fetisch beitrug.
