Jeder redet darüber, aber kaum jemand tut’s noch: Sex. Zumindest, wenn man Studien Glauben schenken mag. Denn während überall sexuelle Zweideutigkeiten lauern, unsere Gesellschaft vermeintlich immer offener wird und Sexspielzeug mittlerweile sogar in Drogerien erhältlich ist, haben Deutsche immer weniger Sex.
Sind wir einfach übersexualisierte Sexmuffel geworden? Sexualforscherin Susanne Wendel wirft einen Blick in deutsche Schlafzimmer.
Susanne Wendel sieht Sex-Unlust trotz Übersexualisierung
Ein Porno hier, nackte Brüste dort, Erotik im TV. Wo wir hinsehen, ist Sex omnipräsent. Könnte es sein, dass wir immer weniger Lust haben, Sex in die Tat umzusetzen, je mehr wir darüber sehen und hören? Das könnte zumindest verschiedene Studien erklären, die unter anderem titeln: „Junge Menschen haben weniger Sex als ihre Eltern“.
Obwohl sich die heutige Generation meist bestens mit Sexualität auskenne, habe sie immer weniger Lust, auch Sex zu haben. Die renommierte Sexualwissenschaftlerin, Autorin, Speakerin und Coachin Susanne Wendel, die seit 15 Jahren das Thema „Life Changing Sex“ erforscht, bestätigt das.
Zu wenig echte Nähe, zu wenig Spaß
Wir wären zu verkopft, hätten zu wenig echte Nähe und dadurch zu wenig Spaß. Außerdem würden viele Menschen durch Pornografie ein falsches Bild von erfüllendem Sex in sich tragen.
Denn: „Entgegen den üblichen Vorstellungen berichten Menschen, die außergewöhnlich gute sexuelle Erlebnisse hatten, weder von exorbitanten Orgasmen noch von wilder Leidenschaft, sondern von einer tiefen Verbindung zum Partner, intensivem Erleben des Moments und dem Vertrauen, sich verletzlich zeigen zu dürfen.“
Guter Sex setzt also Nähe und echte Verbindung voraus, die Zeit und Lust, sich aufeinander einzulassen. In Zeiten, in denen beide Partner Vollzeitjobs, Kinder, Familienleben und Partnerschaft unter einen Hut kriegen müssen, oft schwierig.
Ein Blick in das Schlafzimmer sexuell erfüllter Paare
Zwar sieht Wendel in immer unverbindlicheren Beziehungen und oberflächlichen sexuellen Begegnungen eine Schwierigkeit für erfüllenden Sex. Andererseits ist da aber auch eine positive Entwicklung.
Denn immer mehr Paare nutzen vielfältige sexuelle Bildungsangebote, besuchen zusammen erotische Clubs, Events und greifen auf Online-Angebote zurück, um sich mit ihrer Sexualität zu beschäftigen und das eigene Liebes- und Sexualleben sowie die Partnerschaft positiv zu beeinflussen. „Es wird mehr Singles, aber auch wieder mehr langfristige, starke Beziehungen geben“, so ihre Prognose.
In ihrer Buch-Trilogie „Gesundgevögelt“ blickt die Sexualwissenschaftlerin und Autorin in die Schlafzimmer sexuell zufriedener Paare und erforscht deren Erfolgsrezepte mit viel wissenschaftlicher Expertise, Witz, Provokation, Forschung, Erlebnissen aus ihrer Coaching-Praxis sowie persönlichen Erfahrungsberichten.
Der dritte Teil „Gesundgevögelt 3.0 – Die Sex-Geheimnisse glücklicher Paare“ erscheint am 28. März im Buchhandel.