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Sexuelles Ungleichgewicht? Diese 9 Dinge helfen bei unterschiedlich viel Lust aufs Liebesspiel

Mann und Frau haben unterschiedliches sexuelles Verlangen in der Beziehung
Unterschiedliches sexuelles Verlangen kann zu Problemen in einer Beziehung führen. Foto: Marko Aliaksandr - Shutterstock.com

In (Langzeit-)Beziehungen hat oft einer mehr Lust auf Sex als der andere. Unterschiedliches sexuelles Verlangen in der Beziehung ist normal und bedeutet nicht das Aus für eine Partnerschaft – wenn ihr wisst, wie ihr mit euren Bedürfnis-Unterschieden umgeht. Hier sind 9 Tipps, was ihr bei unterschiedlicher Lust auf Sex tun könnt.

Was steckt hinter einem sexuellen Ungleichgewicht in Beziehungen?

Ein Libidoverlust in der Partnerschaft kann viele Gründe haben, wie Sexpertin Yella Cremer bei ze.tt erklärt: „Es beginnt bei der Zufriedenheit mit dem eigenen Körper und geht über die bisherigen Erfahrungen und kindliche Prägungen.” Aber auch gesellschaftliche Rollenbilder und belastende Lebensphasen gehören dazu. Weitere Gründe für sexuelle Unlust sind:

Rosarote Brille vs. Realität: Sexualpädagogin Magdalena Heinzl vom Podcast „sexologisch” verrät im k.at-Interview: „Die sogenannte ‚rosarote Brille‘ fällt aber nach etwa einem halben Jahr. […] Diesen Zustand des Verliebtseins würde der Körper gar nicht länger aushalten.” Während eure Gehirne in den ersten Monaten auf Fortpflanzung programmiert sind, lässt der Zustand irgendwann nach und es wird ruhiger im Bett. 

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(Un)Lust im Alter: Wie oft Frauen Sex wollen, ist altersabhängig – so auch bei Männern. Während letztere ihre sexuelle Hochphase in jungen Jahren haben und ab 40 „ruhiger” werden, geht der Sexdrive bei Frauen erst ab 30 Jahren richtig los. Mit zunehmendem Alter sinkt bei beiden Geschlechtern die Libido wieder. Frauen haben ihren sexuellen Tiefpunkt meist in den Wechseljahren und nach Geburten. 

Stress und Mental Overload: Der größte Lustkiller ist Stress, dicht gefolgt von mentaler Überforderung. Zweiteres betrifft besonders oft Frauen, die mit Familie, Haushalt, Job und Beziehungsthemen allein überfordert sind, weil der Support des Partners fehlt. Wer vom Stress überrannt wird, hat keine Lust auf Liebeleien.

Das Problem mit unterschiedlichen sexuellen Bedürfnissen in einer Beziehung

Hält das ungleiche Verlangen nach Sex und Intimität an, kann das zu Beziehungsproblemen führen. Der Partner, der Lust hat und immer wieder abgewiesen wird, fühlt sich verletzt und zweifelt an sich und der Partnerschaft. Der andere hingegen fühlt sich unter Druck gesetzt und bedrängt. Es kommt zu einem Machtgefälle, denn der Partner, der weniger Lust hat, bestimmt das gemeinsame Liebesleben. 

Sexuelles Ungleichgewicht in Beziehung
Sexuelles Ungleichgewicht führt zu einem Machtkonflikt, bei dem der verlangensschwächere Partner bestimmt, wann es zum Liebesakt kommt. Foto: Nomad_Soul – Shutterstock.com

Intimität gibt es nur, wenn der verlangensschwächere Partner sein „Go” gibt, wie Magdalena Heinzl bestätigt: „Wer mehr will, verliert gegenüber dem, der weniger will. Den Ton gibt also die Person an, die etwas nicht möchte.” Dieser Machtkonflikt führt oft zu einer emotionalen Distanz, was wiederum für noch weniger Lust auf Liebesspiele sorgt: ein Teufelskreis! Das gilt auch, wenn ihr als Paar dauerhaft aufeinanderhockt, wie Yella Cremer weiß: „Viele Paare beschreiben, dass die Vertrautheit möglicherweise auch bequem macht: Der oder die andere ist sicher.” 

9 Tipps bei ungleichem Verlangen nach Sex

Wenn nicht gerade einer von euch einen Fetisch hat, den der andere abschreckend findet, sondern eure unterschiedlichen sexuellen Bedürfnisse eine Frage der Libido sind, sind hier 9 Tipps dafür:

1) Schluss mit Schuldzuweisungen

Damit zwischen euch wieder Nähe und Intimität entstehen kann, solltet ihr mit Schuldzuweisungen Schluss machen. Laut einer US-amerikanischen Studie von Dr. Kristen Mark, Expertin für sexuelles Verlangen, ist nie nur ein Partner für das Problem verantwortlich. Unterschiedliches sexuelles Verlangen in der Beziehung ist immer ein Paar-Problem und kein individuelles.

2) Zugang zur eigenen Lust finden

Frau masturbiert um sexuelles Ungleichgewicht auszugleichen
Der lustlose Partner kann bspw. durch Masturbation wieder mehr in seinen Sexdrive finden. Foto: Body Stock – Shutterstock.com

Als lustloser Partner hast du womöglich verlernt, deine sexuellen Bedürfnisse wahrzunehmen und dein Verlangen nach lustvollem Sex zu spüren. Statt in die Kognition zu gehen, komm in deinem Körper an und setz dich mit dir auseinander: Ein Workout, tanzen oder sinnliches Eincremen nach dem Duschen helfen dir dabei. Masturbation bringt dich auch wieder in deinen Sexdrive.

3) Masturbieren, um Sexdruck abzubauen

Selbstbefriedigung ist nicht nur ein Akt der Selbstliebe, sondern baut auch Druck ab, wenn du der sexhungrige Part in der Beziehung bist. Intensive Orgasmen beim Solosex entspannen und sorgen für gute Laune. Am besten kommuniziert ihr das Thema Masturbation offen miteinander. So findet ihr heraus, worauf der andere steht.

4) Planung erhöht die Chancen, dass es zum Liebesspiel kommt

Unterschiedliche sexuelle Bedürfnisse zufriedenstellen mit Sex nach Termin
Paartherapeuten empfehlen bei unterschiedlich starkem Verlangen Sex nach Termin. Foto: Studio_3321 – Shutterstock.com

Geplante Sexdates sind die Top-Empfehlung von Paartherapeuten. Wenn sich spontan kein Schäferstündchen mehr ergibt, hilft Sex nach Termin. Verabredet euch regelmäßig und haltet die Termine auch ein: Arbeiten oder Freunde treffen zählen nicht als Ausrede. Nehmt euch bewusst mindestens zwei Stunden Zeit füreinander.

5) Regelmäßig Sex haben: Appetit kommt beim Essen

Wenn ihr eure Erotik-Dates regelmäßig wahrnehmt, merkt sich euer Kopf, wann es Sex geben wird: Ihr habt automatisch Lust! Das bedeutet aber nicht, dass ihr Sex haben müsst und du dich unter Druck setzen lassen sollst. Das killt die Stimmung. War das Liebesspiel befriedigend, freut ihr euch garantiert auf das nächste Mal.

6) Sex ist mehr als Penetration

Unterschiedliche sexuelle Bedürfnisse in einer Beziehung
Statt penetrativem Sex kann man es zum Beispiel mal mit Oralverkehr oder einer anderen Praktik probieren. Foto: oneinchpunch – Shutterstock.com

Penetrativer Sex ist nicht die einzige Art, sich zu lieben. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, wie ihr euch befriedigen und lustvoll miteinander sein könnt – Orgasmen inklusive. Oralsex, Intim-Massagen, Tantra oder sinnlicher Dirty Talk steigern euer Verlangen nacheinander. Probiert neue Dinge aus und traut euch aus der sexuellen Komfortzone heraus. 

7) Reden und Bedürfnisse äußern

Du hast eine sexuelle Vorliebe, die du noch nicht ausgelebt hast? Dann erzähl deinem Partner davon und schau, wie er darauf reagiert. Vielleicht weckt deine geheime Sexfantasie sein Verlangen und hilft euch, ein sexuelles Gleichgewicht herzustellen. Kommuniziert eure Bedürfnisse, damit der andere weiß, was ihr mögt und was nicht. 

8) Alltägliche Berührungen machen Lust auf mehr

Mann küsst Frau auf Stirn
Ein Gute-Nacht-Kuss oder andere Berührungen im Alltag verstärken die Produktion des Bindungs- und Kuschelhormon Oxytocin. Foto: Suwit Rattiwan – Shutterstock.com

Berührt, küsst und streichelt euch im Alltag, um die Leidenschaft füreinander neu zu entfachen. Ein sanftes Streicheln im Vorbeigehen, ein leidenschaftlicher Gute-Nacht-Kuss oder eine kleine Massage auf der Couch. Berührungen schaffen Vertrauen und euer Körper wird vom Bindungs- und Kuschelhormon Oxytocin geflutet, was euer Wohlbefinden steigert.

9) Wer wagt, gewinnt: Die Beziehung öffnen

Sind eure sexuellen Verlangensunterschiede sehr groß, kommt eine offene Beziehung infrage. Passt es emotional sehr gut bei euch und ihr wisst, was ihr am anderen habt, sind alternative Beziehungsformen eine gute Möglichkeit, um unterschiedliches sexuelles Verlangen auszugleichen. Das gelingt euch, wenn ihr offen und ehrlich miteinander seid und niemand unter Druck gesetzt wird. 

Jeder ist für seine sexuellen Bedürfnisse selbst verantwortlich

Paartherapeuten wie Dr. Iris Wolf sind sich einig, dass der Beziehungspartner nicht die Pflicht hat, beim anderen für dauerhaftes Wohlbefinden auf allen Ebenen zu sorgen. Im Interview mit Partnerschaft und Beziehung sagt sie: „Sie können Wünsche äußern, aber haben kein Anrecht auf Erfüllung.” Statt Sex vom anderen einzufordern, frag dich, ob dein Partner überfordert ist, der Sex in ihm Ekel/Widerwillen/Desinteresse auslöst, ob er sich schämt oder mehr beziehungsweise weniger sexuellen Input von dir braucht. Gemeinsame Ursachenforschung ist besser als Druck, Vorwürfe und falsche Erwartungshaltungen. Für guten Sex bist du verantwortlich – und nicht dein Lieblingsmensch!

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Autor: Vivien Schadewaldt

Vivien Schadewaldt ist zertifizierte ganzheitliche Sexualberaterin und erfahrene Erotik-Autorin. Sie ist außerdem Co-Host vom Sex-Podcast „Bedtime Talk“ auf Spotify.

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