Heterosexualität ist nicht zwangsläufig der Fokus auf das andere Geschlecht, denn laut einer neuen Umfrage fühlen sich viele heterosexuelle Menschen auch zum gleichen Geschlecht erotisch hingezogen. Vor allem Frauen stehen gleichgeschlechtlichen Abenteuern offen gegenüber. Wir haben die spannenden Ergebnisse zusammengefasst.
Ein bisschen „Bi“ schadet nie
Die psychologische Partnervermittlung „Gleichklang“ wollte wissen, wie heterosexuelle Menschen für das gleiche Geschlecht empfinden. Dafür wurden 1043 heterosexuelle Teilnehmer befragt, darunter 500 Frauen und 543 Männer zwischen 24 und 82 Jahren.
Die Ergebnisse zeigen spannende neue Einblicke in die Vielfalt sexueller Orientierungen und Beziehungswünsche.
Frauen offener für gleichgeschlechtliche Erotik
Rumknutschen mit der besten Freundin oder vom heißen Dreier mit einer Frau träumen: Frauen sind laut Umfrage viel aufgeschlossener für Erotik mit dem gleichen Geschlecht als Männer.
Mehr als jede dritte heterosexuelle Frau (34,0 %) ist demnach heteroflexibel und fühlt sich auch durch Personen des gleichen Geschlechts erotisch angezogen. Bei Männern ist es nur jeder sechste (17,5 %).
Interessant ist, dass bei Frauen die politische Orientierung eine Rolle zu spielen scheint: So sind Frauen, die sich politisch links orientieren, häufiger heteroflexibel als Frauen, die sich in der Mitte oder politisch rechts verorteten. Bei Männern gab es dahingehend keine Unterschiede.
Heteroflexible haben häufig nicht-monogame Beziehungen
Heteroflexibilität macht sich laut Umfrage in Beziehungen bemerkbar. Denn heteroflexible Frauen und Männer haben im Gegensatz zu nicht-heteroflexiblen häufiger Erfahrungen mit alternativen, nicht-monogamen Beziehungsmodellen gemacht.
11,7 % der heteroflexiblen Frauen hatten in ihrer Vergangenheit bereits offene oder polyamore Beziehungen. Bei nicht-heteroflexiblen sind es nur 6,9 %. Noch deutlicher wird der Unterschied bei den Männern, denn hier haben mehr als doppelt so viele heteroflexible (32,9 %) Erfahrungen mit offenen Beziehungsformen gemacht. Bei streng heterosexuellen Männern sind es nur 15 %.
Wunsch nach offenen Beziehungsmodellen groß
Um diese Bedürfnisse in heterosexuellen Beziehungen ausleben zu können, wünschen sich viele heteroflexible Menschen explizit Partnerschaftsformen außerhalb der Monogamie.
So hätten 11,8 % der heteroflexiblen Frauen gern eine offene oder polyamore Beziehung. Bei nicht-heteroflexiblen sind es hingegen nur 7 %.
Auch hier ist der Wunsch bei den Männern deutlich ausgeprägter, denn 35,8 % der heteroflexiblen Männer träumen von einer nicht-monogamen Beziehung. Bei den nicht-heteroflexiblen Befragten ist es weniger als die Hälfte, nämlich nur 16,1 %.
Damit einher geht auch, dass Heteroflexible häufig polypartnersexuell orientiert sind, sprich, sich nicht vorstellen können, auf Dauer mit einem Sexpartner zufrieden zu sein. Das scheint vor allem für die Männer ein Thema zu sein, denn 40 % von ihnen bezeichnen sich als polypartnersexuell.
Traditionelle Vorstellung von Heterosexualität vs. neue Vielfalt
Die Studie zeigt, dass es innerhalb einer sexuellen Orientierung feine Unterschiede und Nuancen gibt, die mit eigenen Wünschen und Bedürfnissen einhergehen. Die Ergebnisse bieten einen Einblick in die Vielfalt der sexuellen Orientierung von Menschen, die sich selbst als heterosexuell betrachten.
Laut dem durchführenden Psychologen, Dr. Guido F. Gebauer, verdeutlichen die Ergebnisse, dass „die traditionelle Vorstellung von Heterosexualität oft die Vielfalt sexueller Orientierungen unterschätzt. […] Heteroflexible Personen sind eine relevante Untergruppe der Heterosexuellen, die deutliche Unterschiede in ihren Beziehungsmustern und Beziehungswünschen zeigen.“
Eine Übereinstimmung in den sexuellen Bedürfnissen sei demnach entscheidend für die sexuelle Zufriedenheit. Daher ist es für erfülltes Sexleben wichtig, seine eigenen Wünsche und Vorstellungen zu kennen, um einen Partner zu finden, der diese toleriert, respektiert oder sogar teilt.