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Achtung, Spanner! Warum Voyeure anderen gerne beim Sex zusehen

Voyeur schaut blonde Frau durch Schlüsselloch an
Voyeure lieben es, anderen heimlich beim Sex, ausziehen oder masturbieren zuzusehen. Foto: angelnt / 123RF.com

Beim Sex von einem Spanner beobachtet zu werden, ist für viele der Horror schlechthin. Voyeure spannen aber nicht nur bei sexuellen Handlungen, sondern auch, wenn das Objekt der Begierde nackt ist oder sich gerade auszieht. Während Spanner in den US-Teenie-Komödien als harmlose Klassenloser dargestellt werden, ist Voyeurismus im realen Leben gar nicht lustig – zumindest nicht, wenn man selbst heimlich beobachtet wird.

Was ist Voyeurismus?

Die Bedeutung von Voyeurismus heißt aus dem Französischen übersetzt „Beobachtung“ oder „Zuschauerschaft“. Umgangssprachlich nennt man Voyeure „Spanner“. Beim Spannen handelt es sich im Grunde um eine Straftat, wenn die betroffenen Personen heimlich und ohne Einwilligung beim Sex beobachtet werden. In der Sexualpsychologie beschreibt die Definition des Voyeurs eine Person, die nur sexuell erregbar ist, wenn sie anderen beim nackt sein oder Sex zuschauen kann.

Voyeurismus gilt als psychische Störung, wenn diese sexuelle Vorliebe so stark ausgeprägt ist, dass Betroffene sich strafbar machen und ihr Sexleben darunter leidet. Ist das nicht der Fall, kann man bei voyeuristischen Neigungen von einem Kink oder Fetisch sprechen – bis zu einem gewissen Grad ist Spannen normal. 

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Laut einer Joyclub-Umfrage stehen sogar 24,1 Prozent auf einvernehmliches (!) Zusehen beim Liebesspiel. Für 66,6 Prozent ist der Anblick lustvoller Menschen der Hauptgrund fürs Spannen. 61,5 Prozent finden das Zuschauen an sich erregend und 43,5 Prozent finden es heiß, dass die Beobachteten ihre Blicke genießen.

Arten des Voyeurismus

Auch wenn in Pornos Voyeurismus gerne als lustvoll heimliches Spannen dargestellt wird, sollte dieser Fetisch nur einvernehmlich ausgelebt werden. In diesem Fall spricht man von Caudalismus. 

Voyeurismus spielt zum Beispiel beim Cuckolding eine große Rolle. Der dominante Partner hat Sex mit anderen Personen und der passive, devote Part darf zusehen. Das findet oft im BDSM-Kontext statt. Das Spiel geht dabei auch andersherum: Der Dom als Sex-Voyeur befiehlt seinem Sub zu masturbieren und er selbst sieht dabei zu.

Spanner schaut Frau durch Fenster an
Voyeurismus ohne das Wissen und die Zustimmung der beobachteten Person kann juristische Konsequenzen haben. Foto: chan_vargas / 123RF.com

Spannen kann man im Rahmen eines Rollenspiels ausleben. Ein Partner lässt sich (freiwillig) heimlich beim Ausziehen, Duschen oder Masturbieren beobachten. Der voyeuristische Partner genießt seine Rolle als versteckter Voyeur. Beobachtet man eine andere Person jedoch ohne ihre Zustimmung heimlich bei sexuellen Handlungen, handelt es sich eindeutig um eine Grenzüberschreitung, die juristische Folgen haben kann.

Voyeurismus kann, muss aber nicht die einzige Form von Erregung sein: Wer rein voyeuristisch ist, ist sexuell nur erregt, wenn er anderen beim Liebesspiel oder Solosex zusieht. Beim voyeuristischen Kink hingegen findet der Spanner den Sex der anderen reizvoll und es animiert ihn, selbst Sex zu haben oder zu masturbieren, er braucht diesen Reiz aber nicht zwingend. Voyeurismus kann sich aber auch nur auf bestimmte Praktiken oder Fetische beziehen.

Woher kommt die Lust am Spannen?

Voyeurismus entsteht meist in der Jugend und im jungen Erwachsenenalter und kann ein Ersatz für die eigene aktive Sexualität sein. Zum Beispiel, wenn die Person erektile Dysfunktionen (Probleme mit Erektion und Erregung) hat, sozial isoliert lebt oder aufgrund einer Behinderung kaum sexuelle Erfahrungen macht.

Viele Voyeure haben Angst vor ihrer eigenen Sexualität und das Spannen macht sie unangreifbar und schützt sie. Es gibt keinen Sexualpartner, für den sie die Verantwortung tragen oder mit dem sie direkt interagieren müssen. Die Rolle als Spanner, also Zuschauer, gibt ihnen die volle Kontrolle über die Situation. 

Nicht selten haben Voyeure ein geringes Selbstbewusstsein und Spannen ist ihre Ersatzbefriedigung. Zusehen ist die erste Stufe zum Sex und diese überschreiten Voyeure nicht.

Locations und Hilfsmittel: So gehen Voyeure vor

Wer seine voyeuristische Neigung ausleben will, hat verschiedene Möglichkeiten. Die anonyme Variante, bei der man als Spanner garantiert nicht erkannt wird, ist das Internet. In speziellen Foren, Candid Boards genannt, tauschen die User voyeuristische Fotos miteinander aus.

Besonders pikante Bilder und Videos werden in privaten Foren geteilt. Spanner, die ihren Kink offen ausleben, holen sich den Kick im Swingerclub, bei Live-Shows in privaten Sexclubs oder in Stripclubs. Auch wenn Voyeurismus immer noch ein Tabu ist, gibt es viele Angebote für alle, die gerne zuschauen – aber nicht mitmachen wollen.

Sex Voyeur hinter Vorhang
Häufig nutzen Voyeure beim Spannen Hilfsmittel wie Fernrohre und Teleobjektive. Foto: bialasiewicz / 123RF.com

Auch öffentliche Orte wie FKK-Strände, Badeseen ohne Umkleiden, Umkleidekabinen in Fitnesscentern oder Klamottenläden, öffentliche Toiletten oder Saunen sind beliebte Locations für heimliche Spanner. Hier kommen oft auch Handy-Kameras zum Einsatz, genauso wie Teleobjektive, Fernrohre, Drohnen und sogar vorinstallierte Webcams. 

Landen die Aufnahmen im Internet, macht sich der Spanner ganz klar strafbar. Laut § 201a handelt es sich um die „Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen“. Das kann für den Voyeur zwei Jahre Gefängnis oder eine hohe Geldstrafe bedeuten.

Voyeurismus: nicht selten, aber verpönt

Fremde Menschen beim Sex oder im Alltag zu beobachten und dabei Freude, Lust oder Erregung zu spüren ist normal. Kein Wunder, dass Trash-TV und Reality-TV-Formate wie Big Brother, Temptation Island oder Naked Attraction so beliebt sind. Man kann seine voyeuristische Ader bequem von der Couch aus ausleben – legal und ohne den Beobachteten zu schaden. 

Voyeurismus hat viele Gesichter und kann dank digitalen Formaten und diversen Erotik-Angeboten voll ausgelebt werden. Dabei sollten Spanner immer darauf achten, keine illegalen und persönlichkeitsverletzenden Wege zu gehen.

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Autor: Vivien Schadewaldt

Vivien Schadewaldt ist zertifizierte ganzheitliche Sexualberaterin und erfahrene Erotik-Autorin. Sie ist außerdem Co-Host vom Sex-Podcast „Bedtime Talk“ auf Spotify.

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