Wer geht mehr fremd, Männer oder Frauen? Eine Frage, dessen Antwort für viele wohl auf der Hand liegt. Schließlich gilt das männliche Geschlecht gemeinhin als das Geschlecht mit der höheren Untreue-Wahrscheinlichkeit.
Doch ist es tatsächlich so, dass Männer häufiger fremdgehen als Frauen? Und was sagen Experten zu den Ergebnissen?
Umfrage zum Fremdgehen zeigt: Frauen sind häufiger untreu
„Frauen haben in den letzten Jahrzehnten gesellschaftlich viel bewegt und nachhaltige Veränderungen erzeugt“, sagt Lisa Fischbach, Psychologin der Online-Partnervermittlung Elitepartner, gegenüber BusinessInsider.
Die Expertin meint damit nicht nur die Emanzipation der Frau in der deutschen Gesellschaft im Allgemeinen, sondern auch im Speziellen die Freiheit der Frau, die eigene Sexualität ausleben zu können – auch in Bezug aufs Fremdgehen.
Es stellt sich also die Frage: Wer geht häufiger fremd? Ist es tatsächlich auch heute noch so, wie das Klischee besagt, dass das starke Geschlecht das „Fremdgeh”-Geschlecht ist? Oder ist vielleicht unter Frauen in Deutschland Untreue weiter verbreitet als man denkt?
Mehrere Studien widmen sich diesem Thema – und kommen teils zu unterschiedlichen, teils zu gleichen Ergebnissen.
Zunächst zu einer wesentlichen Gemeinsamkeit: Frauen, die lange Zeit als das treue Geschlecht galten, betrügen ihren Partner häufiger als noch vor einigen Jahren.
So ergab etwa eine Studie von Elitepartner aus dem Jahr 2012, dass gerade einmal 19 % der Frauen untreu sind.
Für den Anteil weiblicher Fremdgänger konnte bei einer Erhebung von Elitepartner in 2020 zu der Frage, wer geht öfter fremd, dann jedoch ein Wert von 31 % ermittelt werden – ein deutlicher Anstieg innerhalb von nur acht Jahren.
Fischbach begründet den Anstieg an Fremdgängerinnen, der aus dieser Seitensprung-Statistik hervorgeht, mit einer veränderten Rolle der Frau in der Gesellschaft: In der Konsequenz „gönnen sich Frauen in einer Singlephase mehr Sex als früher und werden, genau wie Männer, untreu in Partnerschaften.”
Womöglich haben Frauen in der Elitepartner-Statistik von 2020 zum Thema „Fremdgehen” in Deutschland deshalb sogar im Vergleich zu den Männern die Nase vorn. Denn nur 27 % der männlichen Befragten, also 4 % weniger als von den weiblichen Befragten, gaben dort an, in einer festen Beziehung die eigene Partnerin schon mal betrogen zu haben.
Wer geht mehr fremd, Männer oder Frauen? Einige Studien widersprechen Elitepartner
Dass Untreue mehrheitlich eine Sache der Frauen ist, geht allerdings nicht aus jeder Statistik hervor. Genaugenommen ergaben die meisten Studien sogar eher gegenteiliges – also, dass eher der Anteil männlicher Fremdgänger größer ist.
Brigitte.de berichtet beispielsweise über eine Untersuchung von Psychologe Rafael Wlodarski der britischen Universität Oxford, die zu dem Ergebnis kam, dass beide Geschlechter Treue nicht immer besonders ernst nehmen.
Mit einem prozentualen Verhältnis von 57 zu 43 bei den Männern gegenüber 53 zu 47 bei den Frauen hat dieser Statistik zufolge jedoch tendenziell das männliche Geschlecht den leicht stärkeren Drang, fremdzugehen. Der Unterschied ist jedoch marginal.
Die Ergebnisse einer Studie der Online-Partnervermittlung Parship von 2016 sprechen hingegen eine eindeutigere Sprache. Denn dort gaben ein Viertel der befragten Männer in einer festen Beziehung an, die eigene Partnerin schon mal betrogen zu haben. Von den Frauen sagten das nur 13 %.
Außerdem kann es mit 38 % von den Männern gegenüber 22 % von den Frauen ein größerer Anteil an Mitgliedern des „starken Geschlechts” nicht ausschließen, in Zukunft vielleicht doch mal untreu zu werden.
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Studie zum Sexualverhalten der Deutschen im „Deutschen Ärzteblatt” aus dem Jahr 2017. In dieser konnte festgestellt werden, dass ca. jeder fünfte Mann (21 %) in einer festen Beziehung die eigene Partnerin bereits betrogen hat. Von den Frauen war hingegen nur ein Anteil von 15 % schon mal untreu.
Es zeigt sich also, dass die Fremdgehen-Statistik von Elitepartner wenig Zustimmung erhält. Der Grund dafür muss jedoch nicht zwingend der sein, dass deren Ergebnisse falsch sind.
Schließlich ist die Studie der Online-Partnervermittlung die aktuellste, was bedeuten könnte, dass sich die Fremdgeh-Häufigkeitsverteilung zwischen den Geschlechtern inzwischen geändert hat.
Wie Psychologin Fischbach zu bedenken gibt, habe es Untreue allerdings bei Frauen genauso wie bei Männern immer schon gegeben – „auch wenn Treuewünsche ungebrochen in Partnerschaften verankert sein werden”.
Fremdgehen-Statistik für Europa: Wer betrügt öfter, Mann oder Frau?
Auch für andere Länder in Europa scheint ein Widerspruch zu den Ergebnissen der Elitepartner-Studie zu bestehen.
So fand das französische Meinungsforschungsinstitut lfop laut Focus heraus, dass es sich beim Löwenanteil der Fremdgänger in Italien und Frankreich (je 55 %) um Männer handelt. Von den Frauen in diesen Ländern gaben lediglich 34 % (Italien) und 32 % (Frankreich) an, in einer festen Beziehungen ihren Partner schon mal betrogen zu haben.
Somit haben die Männer und Frauen beider Länder im Vergleich zu denen aus Deutschland zwar insgesamt eine größere Tendenz zu Untreue, für das Fremdgeh-Verhältnis zwischen den Geschlechtern bestehen hingegen ähnliche Prozentwerte.
Neben Deutschland legen laut der Umfrage auch die Männer in Großbritannien deutlich mehr wert auf Treue als die in Italien und Frankreich. So sagen lediglich 42 % der Briten, dass sie ihrem Partner schon mal fremdgegangen sind.
Handwerker, ITler oder Bänker? Welche Berufsgruppen gehen besonders häufig fremd?
Auch interessant: Wieviel Prozent der Männer und Frauen unterschiedlicher Berufsgruppen gehen fremd? Stimmt vielleicht das Klischee des reichen, verheirateten Geschäftsmanns, der seine Ehefrau mit seiner jungen Sekretärin betrügt? Oder sieht die Realität doch ganz anders aus?
Das britische News-Portal „The Independent” berichtet über eine Studie der Dating-Plattform „Ashley Madison”, die genau zu diesem Thema nachgefragt hat.
Ergebnis: Die mit Abstand meisten männlichen Fremdgänger arbeiten im Handwerk (29 %). Damit bestätigt sich zwar nicht das Klischee des sexuell umtriebigen Geschäftsmanns, dafür aber das des Bauarbeiters, der jeder Frau hinterherpfeift.
Die Plätze zwei bis fünf der Branchen, in denen Männer besonders oft fremdgehen, belegen IT (12 %), Startups (11 %), Einzelhandel/Hotelbranche (8 %) und Finanzwesen (8 %).
In der Sozialarbeit (2 %), Landwirtschaft (3 %) und im Kunst-/Entertainment-Sektor (3 %) ist die Seitensprung-Quote von Männern hingegen am geringsten.
Auch die Häufigkeit weiblicher Fremdgänger in unterschiedlichen Branchen hat die Studie beleuchtet – und die Ergebnisse unterscheiden sich stark von denen der Männer.
So arbeiten mit 23 % die meisten untreuen Frauen in der Medizin. Ein Berufsfeld, das in der Fremdgehen-Statistik für die Männer mit 5 % lediglich den siebten Platz belegt.
Die zweit- und drittmeisten Fremdgängerinnen arbeiten in der Bildung (12 %) und in Startups (11 %).
Die geringste Untreue legen Frauen in der Politik (1 %) sowie in Marketing/Kommunikation, Handwerk, Rechtssystem und Kunst/Entertainment (je 4 %) an den Tag.